Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit wird aus medienanthropologischer Perspektive der Fokus auf den Wiener Wahlkampf 2010 gerichtet um mithilfe postkolonialer Theorie den medialen und politischen Diskurs in Bezug auf muslimische Frauen zu untersuchen. Das Untersuchungsmaterial setzt sich dabei aus Artikeln, Kommentaren sowie Wahlkampfinseraten aus den fünf in Wien meistgelesenen österreichischen Tageszeitungen im Zeitraum von zwei Monaten zusammen. Methodisch orientiert sich die Arbeit an der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Aufgrund der vorwiegenden Thematisierung muslimischer Frauen durch die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) setzt sich diese Arbeit auch mit der historischen Kontextualisierung des Islam- und AusländerInnendiskurses der Partei auseinander. Sowohl in den Position der FPÖ als auch abseits davon nimmt die Verschleierung muslimischer Frauen eine zentrale Rolle in der Konstruktion des muslimischen ‚Anderen‘ im Gegensatz zum österreichischen ‚Selbst‘ ein. Hier lassen sich deutliche Parallelen zu den postkolonialen Konzepten des Othering sowie der weiblichen Orientalisierung feststellen. In ihrem Einsatz für ein Verbot von Kopftuch und Burka verfolgt die FPÖ zusätzlich eine Argumentationslinie, die stark an Kolonialen Feminismus erinnert. In den ausgewählten Zeitungen werden teilweise die Positionen der FPÖ weitgehend unhinterfragt übernommen, teilweise wird aber auch ein differenzierteres Bild von muslimischen Frauen gezeichnet und die Kontroverse um muslimische Verschleierung als Ausgangpunkt für eine kritische Betrachtung der eigenen Gesellschaft genutzt. Muslimische Frauen selbst kommen im Untersuchungsmaterial nur sehr vereinzelt zu Wort, stattdessen wird über oder für sie gesprochen.