Abstract (deu)
Das Kapitalmarktrecht ist in den letzten Jahren tief in das Gesellschaftsrecht eingedrungen und hat teilweise das Aktienrecht mit Organisations-, Überwachungs- und Publizitätspflichten überlagert. Dies trifft bei börsenotierten Gesellschaften besonders für den Bereich der Insider-Compliance-Vorschriften zu, die Emittenten Organisations-, Kontroll- und Überwachungspflichten gesetzlich auferlegen. Sowohl das Insiderrecht als auch das Compliance-Konzept entstammen dem US-amerikanischen Recht und wurden erst vergleichsweise spät in Europa als legal transplants rezipiert. Compliance ist eine zentrale Verantwortung der Geschäftsleitung und soll präventiv regelkonformes Verhalten des Unternehmens, seiner Organe und Mitarbeiter sicherstellen. Dazu bedarf es der Schaffung und Förderung einer Compliance-Kultur im Unternehmen und der Einführung eines angemessenen Compliance-Programms, das dem unternehmensspezifischen Risikoprofil angepasst ist. Insider-Compliance beschäftigt sich mit der Einhaltung von gesetzlich vorgegebenen oder vom Emittenten freiwillig übernommenen Organisations-, Kontroll- und Überwachungspflichten, die Verstöße gegen die Insiderverbote hintanhalten sollen. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen von Compliance und Insiderrecht werden in der vorliegenden Arbeit die Insider-Compliance-Vorschriften für Emittenten in Österreich, Deutschland und den USA dargestellt und rechtsvergleichend untersucht. Dabei werden die Regelungsansätze der Gesetzgeber und die Anreize für Emittenten, Compliance-Maßnahmen zu ergreifen, analysiert. Weiters werden auch Methoden zur subnormativen Verhaltenssteuerung von Emittenten, die von Gesetzgebern sowie Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden angewendet werden, in die Betrachtung mit einbezogen.