Abstract (deu)
Chlamydiae sind obligat intrazelluläre Parasiten, welche ein breites Spektrum von Organismen wie Tiere, Insekten oder Amöben infizieren. Diese Gram-negativen Bakterien stellen eine weltweit vermeidbare Hauptursache für Blindheit und Unfruchtbarkeit in Menschen dar. Infizieren Chlamydiae eine eukaryotische Wirtszelle, so bilden sie ein spezielles Kompartiment aus, die Inklusion, in der sie sich vermehren und von der infektiösen, metabolisch inaktiven Form in die nicht-infektiöse, aber metabolisch aktive Form konvertieren. Beide Formen besitzen ein Typ III Sekretionssystem, mit dem sie potentiell toxische Effektorproteine in die Wirtszelle translozieren.
Aufgrund des intrazellulären Lebensstils von Chlamydiae konnten bis heute noch keine Strategien entwickelt werden, sie genetisch zu manipulieren. Dies wirkt sich erschwerend auf die Identifikation neuer Effektorproteine aus. Eine zusätzliche Komplikation wird dadurch hervorgerufen, dass die molekulare Erkennung von Effektoren durch die Typ III Sekretionsmaschinerie noch ungeklärt ist. Dennoch wird die Hypothese, dass sich dieses Erkennungssignal in den ersten 20 Aminosäuren des N-Terminus befinde, von einigen Versuchen gestützt.
Um neue Typ III sezernierte Proteine zu identifizieren, bedienten wir uns des schon veröffentlichten Versuchsansatzes, bei dem der Sekretionstest von Chlamydiae-Effektoren in einem heterologen Typ III Sekretionssystem von Shigella flexneri durchgeführt wurde. Hierfür erstellten wir Chimären, welche aus den ersten 20 Aminosäuren des N-Terminus des potentiellen Effektors und einem Reporter-Protein, der Calmodulin-abhängigen Adenylatcyclase (Cya) von Bordetella pertussis, bestanden. Diese Chimären exprimierten wir in unterschiedlichen Shigella flexneri-Stämmen. Durch den Gebrauch eines Antikörpers gegen Cya konnten wir die Chimären lokalisieren und ihre Sekretionseigenschaften bestimmen.
Um eine Liste von zu testenden Kandidaten zu erstellen machten wir uns das Wissen zunutze, dass viele Effektoren Signaturen von Proteindomänen, die typischerweise in Eukaryoten gefunden werden, besitzen. Durch die Software „Effective“ erhielten wir vorausberechnete Listen von Proteinen aus den Proteomen von Chlamydia trachomatis, Chlamydophila pneumoniae und Chlamydophila caviae, welche eine Anreicherung dieser eukaryotisch-ähnlichen Domänen besitzen. Anhand des oben erwähnten heterologen Sekretionstests konnten wir zeigen, dass 17/25 getesteten Kandidaten tatsächlich durch ein Typ III Sekretionssystem sezerniert wurden.
Zusätzlich dazu unterzogen wir eine Auswahl an Proteinen der Umweltchlamydien, welche eine Rolle im Glykogenmetabolismus spielen, ebenfalls dem Sekretionstest. Diese Auswahl wurde hinsichtlich der Funktionen dieser Enzyme getroffen, welche diese bei einer Stabilisierung der Endosymbiosebildung zwischen einem Cyanobiont und einem heterotrophen Organismus erfüllt haben könnten. Wir zeigten, dass fast alle diese Enzyme sezerniert wurden, und dass einige von ihnen am engsten mit Pflanzenhomologen verwandt zu sein scheinen. Dies unterstützt die Hypothese, dass Chlamydiae eine unabdingbare Rolle in der frühen Entstehungsgeschichte der heutigen Pflanze einnahm.
Weiters untersuchten wir Homologe dieser Enzyme in C. trachomatis und C. pneumoniae auf unterschiedliche Sekretionseigenschaften, da es bekannt ist, dass nur C. trachomatis Glykogen akkumuliert. Wir zeigten Unterschiede auf und gaben Anregungen für weitere Überlegungen.