Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem visuellen System von Cupiennius salei, einer nachtaktiven Jagdspinne, die als Modellorganismus für die Neuroethologie etabliert ist. In zwei Studien wurde die Muskelaktivität der Hauptaugen aufgezeichnet und eine signifikante Erhöhung als Indikator für visuelle Perzeption in den Nebenaugen herangezogen. In der ersten Studie wurde die höchste räumliche Frequenz eines Streifenmusters gemessen, für die bei Bewegung der Streifen noch eine signifikante Muskelaktivitätserhöhung nachweisbar war. Für vertikale Streifenmuster lag dieses Limit bei einer Wellenlänge von 2°, für horizontale Streifenmuster bei 2.7°. Der Unterschied in den Reaktionsschwellen war aber kleiner als es die Interrezeptorwinkel in den beiden Orientierungen vermuten ließen. Das führte zu der Annahme, dass die Spinnen auch auf rein zeitliche Intensitätsschwankungen reagieren. Diese Hypothese konnte in einer Folgestudie mit Hilfe von Flimmer-Stimuli bestätigt werden. Die Flimmerfusionsfrequenz der Nebenaugen lag bei wenigen Perioden pro Sekunde. Unsere Verhaltensdaten passen gut zu anatomischen und elektrophysiologischen Arbeiten, welche ein relativ gutes räumliches aber ein relativ schlechtes zeitliches Auflösungsvermögen von Cupiennius salei nahelegen.
Cupiennius salei ist dafür bekannt, dass sie ohne jeglichen visuellen Input erfolgreich jagen kann. In einer dritten Studie ließ sich nun erstmals nachweisen, dass es auch mit rein visuellen Stimuli möglich ist, Angriffe der Spinnen auszulösen.
Eine vierte Studie untersucht Pigmentringe, die in den Augen von frisch gehäuteten Spinnen auftreten und sich anschließend langsam zurückbilden. Mit Hilfe von Micro-CT-Aufnahmen konnten wir zeigen, dass Pigmentringe jene Teile der Cornea abdecken, welche zunächst noch nicht von der wachsenden Linse ausgefüllt sind. Die Funktion der Pigmentringe könnte es sein, das Auge gegen störende, periphere Lichtstrahlen abzuschirmen, die nicht von der Linse auf die Retina gebündelt würden