Abstract (deu)
Die Hauptproblemstellung der vorliegenden Diplomarbeit betrifft nun also die französische Politik in Afrika angefangen beim Kolonialismus herauf bis zur heutigen Francophonie. Damit ist gemeint, dass das Französische als europäische Herrschersprache während des Kolonialismus in Afrika eingeführt wurde. Dies geschah nach den wirtschaftlichen und politischen Interessen der Franzosen, die bestimmte Ziele verfolgten. So nahmen sie wie im Mutterland Frankreich selbst eine Zentralisierung der Staaten im Bereich der Verwaltung vor. Die Bevölkerung selbst sollte assimiliert werden, indem sie im Rahmen der ,,mission civilisatrice‟‟ zu europäischen Werten und Denkmustern bekehrt werden sollte, um sie aus ihrer ,,Rückständigkeit‟‟ und ,,Unmündigkeit‟‟ zu befreien. Teil dieser ,,Umerziehung‟‟ sollte auch das Erlernen der französischen Sprache sein, die überall verpflichtend eingeführt wurde, während die jeweiligen Nationalsprachen zurückgedrängt und sogar verboten wurden. Im Gegensatz zu Frankreich und Portugal, das ebenso auf eine europäische Zivilisierung und Durchsetzung des Portugiesischen abzielte, verfolgte England einen assoziativen Kolonialismus. Neben England setzten auch Deutschland und Belgien auf die indirekte Verwaltung und wollten die politischen Einrichtungen der Afrikaner integrieren und ihnen bestimmte Bereiche der Verwaltung und der Rechtssprechung überlassen.
Das heißt in der Folge, dass das Englische im Verhältnis zum Französischen nicht ausschließlich verwendet wurde, sondern man auf Unterricht und Schulung in den jeweiligen afrikanischen Nationalsprachen- zumindest in einigen Verkehrssprachen- setzte. Dadurch meinten Engländer und Belgier die Bevölkerungen ihrer Kolonien leichter bilden und als Arbeitskräfte einsetzen zu können und durch den Gebrauch unterschiedlicher Sprachen die Kommunikation zwischen den Volksgruppen im Interesse des Machterhalts erschweren zu können. Engländer und Belgier wollten also nicht unbedingt die Verbreitung ihrer Sprachen erreichen, die Franzosen hingegen schon.
Die Problemstellung der Verbreitung des Französischen bei Unterdrückung der Nationalsprachen zeigt sich auch deutlich in Burkina Faso. Das Französische als Sprache einer sehr kleinen westlich geprägten Elite, die die Nachfolge der französischen Kolonialherren antrat, steht den einheimischen Sprachen gegenüber, von denen Mooré, Dioula und Fulfulde die größten Verkehrssprachen darstellen. Dieser Gegensatz beruht auf der Verwendung des Französischen während der Kolonialzeit, das zwar offiziell in allen relevanten Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Medien, Verwaltung, Religion und Schule eingeführt wurde, doch nur einer kleinen Minderheit an Burkinabé tatsächlich zugänglich war.
Bei der Analyse des Bildungssystems kann man feststellen, dass dieser elitäre Zugang zum Französischen auch heute noch gegeben ist, da die Sprache ein wichtiges Kriterium für den Bildungserfolg und die Bildungschancen darstellt. Dies gilt besonders für Burkina Faso, da das Französische hier nur marginal in der Bevölkerung verbreitet ist und daher von den allermeisten Kindern als Fremdsprache in der Schule gelernt werden muss. An diesen Ausführungen kann man bereits die zentrale Problemstellung in Bezug auf Burkina Faso nämlich den Widerspruch der Verbreitung des Französischen und der tatsächlichen Sprachverwendung von über 60 Nationalsprachen erkennen. Diese Anzahl führt zu einem weiteren Problem, nämlich der möglichen Auswahl an Sprachen, die das Französische ersetzen oder zumindest ergänzen könnten. Durch eine solche Auswahl an Sprachen könnten sich bestimmte ethnische und sprachliche Gruppen in ihrer Anerkennung und Wichtigkeit benachteiligt fühlen. Andere afrikanische Länder haben zwar gezeigt, dass dies nicht immer der Fall sein muss, doch je heterogener ein Staat in sprachlich-ethnischer Hinsicht ist, desto eher sind ethnische Spannungen zu befürchten.
Dazu muss man ergänzen, dass die Staatsgrenzen Burkina Fasos erst Anfang des 20. Jahrhunderts von den Franzosen festgelegt wurden. In der Folge kamen diese unterschiedlichen ethnischen und sprachlichen Gruppen in einen gemeinsamen Staat, obwohl viele dieser Sprachen grenzüberschreitend gesprochen werden und somit die Völker ihres gemeinsamen Lebensraums beraubt wurden. Aufgrund dieser Vielsprachigkeit ist es nicht gelungen dauerhafte Reformen im Bildungsbereich durchzusetzen und allgemein die Verwendung der Nationalsprachen zu stärken.