Abstract (deu)
Die gegenständliche Masterarbeit beleuchtet das Thema Sprachkompression beim Simultandolmetschen und ihre Auswirkung auf die Qualität des Zieltextes.
Simultandolmetschen ist ein sehr komplexer kognitiver Vorgang, während dessen viele Prozesse gleichzeitig bewältigt werden müssen. Das erfordert von den
DolmetscherInnen den Einsatz konkreter simultanspezifischer Strategien, die ihnen helfen, eine hochqualitative Verdolmetschung zu erstellen.
Die Sprachkompression gehört zu den Dolmetschstrategien, die beim Simultandolmetschen eingesetzt werden können, und bedeutet die Auslassung oder die verkürzte Wiedergabe einzelner Satzteile. Allerdings gibt es in der wissenschaftlichen Literatur eine Diskussion darüber, wie und unter welchen Bedingungen sie verwendet werden
kann. Dazu gibt es drei Hauptmeinungen: Die Sprachkompression ist eine Notstrategie, die nur dann eingesetzt werden kann, wenn die DolmetscherInnen große Schwierigkeiten beim Arbeiten haben. Diese Schwierigkeiten können unterschiedlicher Natur sein: Es kann um die
starke Verstehens- oder Speicherungsbelastung oder um die hohe Informationsdichte der Rede gehen, sie können aber auch mit dem hohen Sprechtempo der RednerInnen verbunden
sein. Eine andere Auffassung der Sprachkompression besteht darin, dass die Verwendung dieser Strategie das Simultandolmetschen überhaupt erst möglich macht. Nach dieser Ansicht ist die Sprachkompression eine unvermeidliche Tätigkeit der DolmetscherInnen und basiert
auf ihrer Fähigkeit, die wichtigsten Gedanken aus der Rede herauszufiltern und die redundante Information auszulassen. Wenn die DolmetscherInnen dies nicht können, so werden sie immer zu stark zurückbleiben, was zu kommunikativen Verlusten führen wird.
Die dritte Auffassung der Sprachkompression besteht darin, dass man diese Strategie zur
Prävention der Notstrategien benutzen kann. Eines der Ziele der vorliegenden Masterarbeit
war herauszufinden, wie oft und welche Arten der Sprachkompression beim
Simultandolmetschen aus dem Deutschen ins Russische verwendet werden und ob
professionelle und semiprofessionelle DolmetscherInnen diese Strategie ähnlich benutzen.
Ein weiteres Ziel dieser Arbeit war festzustellen, ob die Verwendung dieser Strategie
die Qualität des Zieltextes beeinträchtigt. Die Kriterien einer guten Verdolmetschung können
nicht immer einfach definiert werden, trotzdem gibt es eine Reihe von Parametern, die in
dieser Hinsicht immer wieder genannt werden und deren Erfüllung eine hochqualitative
Verdolmetschung garantieren kann.
Um die Ziele der Arbeit erreichen zu können, wurden die Verdolmetschungen einer
gemeinsamen deutsch-russischen Pressekonferenz vom professionellen Dolmetscher und von
Studierenden des Zentrums für Translationswissenschaft der Universität Wien analysiert.