Abstract (deu)
Die Lemken sind heute eine polnische ethnische Minderheit, die bis zum Jahre 1947 über Jahrhunderte hinweg als Hirten- und Bergbauern in der Karpatenregion ansässig war. Die Abgeschiedenheit der Berge führte über lange Zeit zu keinen direkten Berührungen mit einem Zentrum. Nationsbildende Bewegungen und der Einfluss und Rivalität der Kirchen spielten Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Grenzregion eine bedeutende Rolle, auch im Bezug auf die Identität. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Gruppe durch eine Militäroperation verstreut in Polen zwangsumgesiedelt. Die politischen Veränderungen in den neunziger Jahren ließen die lange tot geschwiegene Problematik der Lemken wieder zu Wort kommen.
Die Geschichte der Lemken ist im deutschen Sprachraum ein bislang kaum bearbeitetes wissenschaftliches Themenfeld. Diese Arbeit versucht die soziokulturellen Aspekte und die Geschichte dieser Gruppe zu veranschaulichen, um so das Verständnis für die weniger bekannten europäischen Minderheiten zu fördern. Die Literaturrecherche stellte sich aus hauptsächlich polnischen Quellen zusammen. Die Einbettung in einen historischen Kontext erforderte eine Beschäftigung mit weiteren Themenfeldern und soll zur Beantwortung der Frage dienen: Wie lässt sich die Identität der Lemken aus der Geschichte und den politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen heraus erklären?