Diese Arbeit befasst sich mit einer Diskussion Michel Foucaults Konzept des „Staatsrassismus“ und der Frage nach dessen sprachlicher Reproduktion in fiktionaler Literatur. Es zeigt sich darin ein großes Potenzial für eine Demokratie- und Nationalismuskritik, sowie für eine Kritik des modernen Staates an sich. Durch Benedict Andersons Nationalismusbegriff gelingt es, die populäre Vorstellung der „Nation“ statt der Idee der „Rasse“ zum wissenschaftlichen Bezugspunkt von Staatsrassismus zu machen. „Nationalismus“, die Ideologie nationaler Zusammengehörigkeit, wird in diesem Kontext zum weit verbreiteten und unreflektierten Fundament für das Bild einer homogenen Bevölkerung, deren Einheit und Homogenität es zu beschützen gilt. Durch Axel Honneths Anerkennungstheorie wird es darüber hinaus möglich, die Frage der staatsrassistischen Motivation mit Hinweis auf eine grundlegende Missachtungserfahrung „der Nation“ durch die demokratischen Grundprinzipien des modernen Staates zu erklären. Über einen unterschwellig geführten sozialen Kampf um Anerkennung schreibt sich die binäre gesellschaftliche Spaltung in Sprache und Literatur ein und wird zu einem die exklusorischen Kategorien reproduzierendem Mechanismus. Die literarischen Arbeiten, die ich hierfür diskutiere (Camus’ Der Fremde, Mailers The Fight), veranschaulichen den Gebrauch entmenschlichender Sprache in der Beschreibung von nationalen AbweichlerInnen. Darüber hinaus zeigen und reproduzieren sie (unbewusst) die staatsrassistische Struktur des modernen Staates, sowie die psychologischen Effekte und Mechanismen des Staatsrassismus.
This work is concerned with a theoretical discussion of Michel Foucault’s concept of “state racism” and the question of its semantic reproduction. The concept of state racism provides a great potential for a critique of modern, democratic nation states in particular and the modern state in general. Via Benedict Anderson’s concept of nationalism it is possible to modify Foucault’s theory, replacing the idea of “race” by the concept of “nation” as the focal point of state racism. “Nationalism” is the uncritically acknowledged and widespread ideology of national unity, leading up to the image of a homogeneous nation state, the homogeneity of which has to be protected. Axel Honneth’s theory of recognition serves to highlight the motivational basis – a feeling of neglect –, upon which state racism rises to societal acceptance and leads to a subtle and implicit form of permanent exclusion. In a second step, this thesis highlights the reproduction of these exclusionary categories by means of a discussion of fictional literature. The works discussed (Camus’ The Stranger, Mailer’s The Fight) illustrate the reproduction of social exclusion through the use of specific – dehumanizing – language in the description of national “dissenters”. They reflect and (unconsciously) reproduce the state racist structure of the nation state, while providing further insight in the internal, psychological effects and mechanisms of state racist ideology.
Diese Arbeit befasst sich mit einer Diskussion Michel Foucaults Konzept des „Staatsrassismus“ und der Frage nach dessen sprachlicher Reproduktion in fiktionaler Literatur. Es zeigt sich darin ein großes Potenzial für eine Demokratie- und Nationalismuskritik, sowie für eine Kritik des modernen Staates an sich. Durch Benedict Andersons Nationalismusbegriff gelingt es, die populäre Vorstellung der „Nation“ statt der Idee der „Rasse“ zum wissenschaftlichen Bezugspunkt von Staatsrassismus zu machen. „Nationalismus“, die Ideologie nationaler Zusammengehörigkeit, wird in diesem Kontext zum weit verbreiteten und unreflektierten Fundament für das Bild einer homogenen Bevölkerung, deren Einheit und Homogenität es zu beschützen gilt. Durch Axel Honneths Anerkennungstheorie wird es darüber hinaus möglich, die Frage der staatsrassistischen Motivation mit Hinweis auf eine grundlegende Missachtungserfahrung „der Nation“ durch die demokratischen Grundprinzipien des modernen Staates zu erklären. Über einen unterschwellig geführten sozialen Kampf um Anerkennung schreibt sich die binäre gesellschaftliche Spaltung in Sprache und Literatur ein und wird zu einem die exklusorischen Kategorien reproduzierendem Mechanismus. Die literarischen Arbeiten, die ich hierfür diskutiere (Camus’ Der Fremde, Mailers The Fight), veranschaulichen den Gebrauch entmenschlichender Sprache in der Beschreibung von nationalen AbweichlerInnen. Darüber hinaus zeigen und reproduzieren sie (unbewusst) die staatsrassistische Struktur des modernen Staates, sowie die psychologischen Effekte und Mechanismen des Staatsrassismus.
This work is concerned with a theoretical discussion of Michel Foucault’s concept of “state racism” and the question of its semantic reproduction. The concept of state racism provides a great potential for a critique of modern, democratic nation states in particular and the modern state in general. Via Benedict Anderson’s concept of nationalism it is possible to modify Foucault’s theory, replacing the idea of “race” by the concept of “nation” as the focal point of state racism. “Nationalism” is the uncritically acknowledged and widespread ideology of national unity, leading up to the image of a homogeneous nation state, the homogeneity of which has to be protected. Axel Honneth’s theory of recognition serves to highlight the motivational basis – a feeling of neglect –, upon which state racism rises to societal acceptance and leads to a subtle and implicit form of permanent exclusion. In a second step, this thesis highlights the reproduction of these exclusionary categories by means of a discussion of fictional literature. The works discussed (Camus’ The Stranger, Mailer’s The Fight) illustrate the reproduction of social exclusion through the use of specific – dehumanizing – language in the description of national “dissenters”. They reflect and (unconsciously) reproduce the state racist structure of the nation state, while providing further insight in the internal, psychological effects and mechanisms of state racist ideology.