Abstract (deu)
Zwischen 1992-1995 flüchteten etwa eine halbe Million Menschen aus dem Kriegsgebiet in Bosnien. Zirka 80 000 fanden den Weg nach Österreich und bekamen Asyl. Die vorliegende Arbeit setzt den Fokus auf die Nachkommen der in Österreich lebenden Bosnienflüchtlinge und analysiert deren kulturelles Identitätskonzept. Kriegserfahrungen und Fluchterfahrungen nehmen Einfluss auf die Familienstruktur. Die Flucht der Eltern, und die damit verbundene Migration, hinterlassen bei der nächsten Generation Spuren. Die Erinnerungen der Eltern finden in abgewandelter Form Einzug in ein anderes Land durch die Weitergabe von Tradition, Sprache, Religion, kulturelle und soziale Praktiken an ihre Kinder. Auch die Fluchterfahrung der Eltern spiegelt sich im Leben der Jugendlichen wider und wird zu einem identitätsbildenden Element, welches über das soziale, kollektive und kulturelle Gedächtnis aufgenommen wird. Die Arbeit behandelt drei Themenschwerpunkte, die Einfluss auf die kulturelle Identitätszugehörigkeit der Jugendlichen nehmen. Die Gedächtnisforschung geht der Frage nach wie das kommunikative, kollektive und kulturelle Gedächtnis entsteht und wie sich die drei Erinnerungsarten ergänzen. Die Medienanthropologie beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der medialen Wissenstradierungen. Darin wird der Aufbau von kollektivem Wissen, das meist auf visuellen Vorstellungen und Symbolen beruht, nachvollziehbar gemacht. Die Migrationsforschung stellt unter anderem die strukturellen und politischen Gegebenheiten dar, welche Einfluss auf das Individuum nehmen. Durch die Verbindung der drei Diskurse mit qualitativen Interviews werden Rückschlüsse auf die Identität der Jugendlichen gezogen.