Abstract (deu)
Unter dem Begriff Selektiver Mutismus wird das wiederholte Nichtsprechen eines Kindes in bestimmten sozialen Situationen verstanden. In einschlägiger Fachliteratur wird er vorwiegend und primär als Angststörung eingestuft sowie mit Bindungs- und Beziehungsstörung in Verbindung gebracht. Die Personenzentrierte Kinderspieltherapie ist ein Verfahren, das von seinem Ursprung her grundsätzlich nicht-direktiv arbeitet und auf der Überzeugung beruht, dass es für einen therapeutischen Prozess nicht förderlich sei, direktive Angebote zu setzen oder die Führung zu übernehmen. Viel eher wird hier die Ansicht vertreten, dass jeder Mensch eine ihm inhärente Kraft hat sich zu verändern und seine eigenen Probleme zu lösen, sofern ein Rahmen für diesen Entfaltungsprozess geschaffen wird.
Aufgrund ängstlicher und zurückhaltender Charakterzüge und der Schwierigkeit, Beziehungen einzugehen, stellt die therapeutische Arbeit mit mutistischen Kindern eine gewisse Herausforderung an diesen nicht-direktiven Ansatz dar. Doch hat es seit der Arbeit von Virginia Axline, die diesen Ansatz in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, hinsichtlich therapeutischer Vorgehensweisen einige Veränderungen gegeben, die mögliche methodische und störungsspezifische Erweiterungen beinhalten. In einer qualitativen Forschung wird der Frage nachgegangen, welche therapeutische Haltung in der Arbeit mit diesen Kindern eingenommen wird und inwieweit die befragten TherapeutInnen die Ebene der Nicht-Direktivität in der Spielstunde verlassen. Die Annahme, dass die Einhaltung der Nicht-Direktivität bei der Arbeit mit mutistischen Kindern, die verschlossen, ängstlich und zurückhaltend sind und deren elterliche Erwartungen sich durch einen starken Wunsch und ein Verlangen nach raschem Symptomabbau auszeichnen, eine gewisse Herausforderung darstellt, hat durch die Forschung Bestätigung gefunden und es ist ersichtlich geworden, dass die meisten TherapeutInnen an irgendeinem Punkt im therapeutischen Prozess die nicht-direktive Ebene verlassen und prozessfördernde Angebote machen.