Abstract (deu)
Ausgehend von der These des Post-Development-Ansatzes, dass Entwicklung als Ideologie zur Reproduktion von Macht- und Herrschaftsverhältnissen beitrage, werden in der vorliegenden Arbeit ausgewählte Texte der Weltbank und des UNDP, die sich mit der Thematik von Roma und Arbeit befassen, in Hinblick auf ihre ideologischen Implikationen untersucht. Zunächst werden zentrale Konzepte des Post-Development vorgestellt. Dabei ergibt sich, dass die AutorInnen Entwicklung aus einer ideologiekritischen Perspektive betrachten, den Begriff der Ideologie jedoch nicht in konsistenter, wissenschaftlich klar definierter Weise verwenden. Um diesem Mangel Rechnung zu tragen, werden im folgenden Abschnitt zentrale ideologietheoretische Überlegungen anhand der Konzepte einiger ausgewählter AutorInnen diskutiert. Der im Zuge dessen ausgearbeitete Ideologiebegriff dient als theoretische Grundlage für die Betrachtung von Texten der Weltbank und des UNDP im abschließenden Teil der Arbeit. Die Analyse der Texte ergibt, dass an deren Bruchstellen ein latenter, ideologischer Text sichtbar wird. Dieser zweite Text ist zunächst durch eine mehrfache Entthematisierung struktureller Widersprüche charakterisiert und kann somit als verzerrte Darstellung der sozialen Realität der Roma in Bezug auf Arbeit gelesen werden. Die Roma kommen in den Texten nur vermittelt durch EntwicklungsexpertInnen zu Wort. So wird ihre Stimme in das Konzept der Entwicklung eingeschrieben und ihre Bedürfnisse so umgeformt, dass sie schließlich als Ausgangspunkt entwicklungspolitischer Maßnahmen erscheinen. Auf der Basis dieser verzerrten Darstellung werden den unterschiedlichen AkteurInnen in den Texten spezifische Handlungsstrategien nahegelegt, die zur Entwicklung der Roma führen sollen. Dabei wird deutlich, dass die Erlangung von Handlungsfähigkeit in den Texten mit der Unterwerfung unter die bestehende Ordnung zusammenfällt.