Abstract (deu)
Die Diplomarbeit spannt einen Bogen von der historischen Entwicklung des Arbeitsmarktes im Bezirk Gmünd über dessen aktuellen Zustand bis zu wesentlichen Herausforderungen darin handelnder Menschen und Unternehmen. Am Gmünder Arbeitsmarkt prallen widersprüchliche Fakten aufeinander. Hier starke Bevölkerungsrückgänge, wenige freie Stellen, hohe Arbeitslosigkeit und lange Verweildauer darin; dort ein großes Jobangebot sowie im regionalen Vergleich überdurchschnittliches Lohnniveau und hohes Einpendler-Aufkommen.
Ein Interview mit dem Personalmanager eines großen Betriebes gibt Aufschlüsse über diesen Widerspruch. Er könnte mehr Menschen einstellen. Das spießt sich im Fall von Fachkräften an der Randlage und starker Konkurrenz um Fachkräfte, im Fall weiblicher Hilfskräfte mutmaßlich an einem weiblichen Rollenbild der Hausfrau und Mutter. Welche Biografien Frauen tragen, die längerfristig keinen Platz am Arbeitsmarkt finden, das beleuchten problemzentrierte Interviews mit neun Teilnehmerinnen des Gmünder Beschäftigungsprojektes „lebmit & bunttex“. Sie alle haben individuelle Zugänge zur Arbeitslosigkeit, ihre Lebensgeschichten weisen aber Gemeinsamkeiten auf, die sich in fünf Typen vereinen: die „junge Orientierungslose“, „Pragmatische“, „Kranke“, „allein Gelassene“ und „Pensions-Schockierte“. Die Verknüpfung dieser Beschreibungskomplexe mit dem Hintergrund des lokalen Arbeitsmarktes und den Anknüpfungspunkten aus dem Experteninterview zeigt vor allem drei regionale Problembereiche:
- regionsspezifische Besonderheiten beruflicher und familiärer Mobilität durch eingeschränkte öffentliche Infrastruktur;
- Auffassungsunterschiede zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die Abstimmung von Familie und Beruf;
- ein ausbaufähiges Selbstbild: Der Gmünder Bezirk steht besser da, als er mitunter wahrgenommen wird und hat noch weiteres Entwicklungspotenzial – zumindest durch seine Partizipation am südböhmischen Wirtschaftsraum sowie als Ort der Gesundheit und des Wohlfühlens.