Abstract (deu)
Natürliche Feuchtgebiete sind die weltweit größte Quelle von atmosphärischem Methan (ein vierundzwanzig Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid). Zusätzlich absorbieren und speichern sie enorme Mengen an Kohlendioxid. Das macht Feuchtgebiete, vor allem Moore, zu wichtigen Ökosystemen im globalen Kohlenstoffkreislauf und somit im globalen Klima. Biologische Produktion von Methan (Methanogenese) wird ausschließlich von methanogenen Archaeen durchgeführt. In Mooren ist die Aktivität von Methanogenen verbunden mit der Aktivität von Sulfat-reduzierenden Mikroorganismen (SRMs) und daher auch mit dem verfügbaren Sulfat. SRMs konkurrieren mit den methanogenen Archaeen direkt und indirekt um Elektronendonoren, was zu starkem Rückgang von Methan-Emissionen in Feuchtgebieten führen kann. Diese beiden Gruppen können aber auch mutualistische Beziehungen ausbilden.
Die gemäßigten, sauren, mineralstoffreichen und Sulfat-armen Niedermoore Schlöppnerbrunnen I und II in Bayern (Deutschland) sind ein interessantes Ökosystem um SRMs zu studieren, den bisher wurden 53 unbekannte Arten (Ungefähre Artebene, basierend auf den funktionellen, phylogentischen Markergenen dsrAB) von SRMs gefunden. In einer vorherigen Studie wurde gezeigt, dass die Gattung Desulfosporosinus maßgeblich an der Desulfurikation in anoxischen Inkubationen mit Schlöppnerbrunnen-Bodenproben beteiligt war und zu der sogenannten aktiven „rare biosphere“ gehört.
Es wurde bereits gezeigt, dass natürliche Mengen Sulfat in anoxischen Inkubationen mit einen Substrat-Gemisch (zugegeben in natürlichen Konzentrationen) umgesetzt wird. Diese vorliegende Studie zeigt Substratverbrauchsmuster mit jeweils nur einem Substrat. Sulfatumsatz geschah mit den Substraten Formiat, L-Lactat, Propionat und Butyrat, jedoch nicht mit Acetat. Insgesamt wurde eine sehr heterogene Reaktion der SRM-Gemeinschaft beobachtet, sowohl zwischen den verschiedenen Substraten, als auch zwischen den biologischen Replikaten. Im Vergleich zu den Kontrollen ohne Sulfatzugabe, waren Desulfurikationsraten höher in Inkubationen welche mit L-Lactat, Propionat oder Butyrat ergänzt wurden, jedoch nicht in Inkubationen welche mit Formiat oder Acetat ergänzt wurden (Desulfurikationsraten wurden in Kooperation mit der Universität Bayreuth, Deutschland, gemessen).
Stoffwechselaktivität und Wachstum von Desulfosporosinus-Spezies wurde in den Inkubationen welchen Butyrat und Sulfat zugesetzt wurde beobachtet. Hierzu wurden 16S rRNA Transkript- und Gen-Kopien mit quantitativer Echtzeit-PCR bestimmt. Bei Vorhandensein von Butyrat und Sulfat wuchs die Desulfosporosinus-Population von 0.010 % auf 0.086 % (relatives Vorkommen, basierend auf 16S rRNA Genen) und das 16S rRNA Transkript-zu-Gen-Verhältnis stieg um das Vierfache innerhalb der beobachteten 30 Inkubationstage an. In der Kontrolle mit Butyrat- aber ohne Sulfatzugabe wurde geringeres Wachstum beobachtet (0.036 % Vorkommen), das 16S rRNA Transkript-zu-Gen-Verhältnis stieg zwar nach 9 Tagen genau so hoch an wie in der Inkubation mit Sulfat, sank danach aber um die Hälfte. Das weist darauf hin, dass sich entweder unterschiedliche Desulfosporosinus-Spezies in Schlöppnerbrunnen befinden, oder die gleiche Spezies ihren Stoffwechsel anpassen kann.
Ausführliche Evaluationen und Optimierungen der Methodik zu Extraktion und Aufreinigung von Nukleinsäuren aus Schlöppnerbrunnen-Bodenproben wurden durchgeführt. Die Reinheit und Integrität der extrahierten DNA und RNA, sowie ihre Eignung für die Analyse mit reverser Transkription und quantitativer PCR, wurden getestet. Dabei hat es sich gezeigt, dass 5 ng von DNA und 1 ng von RNA die optimale Menge sind um mit dem entwickeltem Protokoll analysiert zu werden. Im Vergleich zu dem bereits vorhanden Protokoll konnte die RNA-Ausbeute um das Zehn- bis Zwanzigfache erhöht werden.
Erste Schritte für die Kultivierung von (noch nicht bekannten) SRMs aus den Schlöppnerbrunnen Mooren wurden durchgeführt. Anreicherungen mit Sulfat und Formiat respektive L-Lactat werden weitergeführt.