Abstract (deu)
In der deutschen Entwicklungsarbeit wird seit den späten 1990er Jahren vermehrt der Begriff „Entwicklungshilfe“ mit dem Begriff „Entwicklungszusammenarbeit“ ersetzt. Zielsetzung dieser Masterarbeit ist es den Zeitpunkt dieses Begriffswandels und dessen Gründe zu bestimmen. Die Betrachtungen richten sich auf den historischen Wandel der Entwicklungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis ins Jahr 2012. Ein besonderer Fokus liegt auf den 1960er Jahren und der Rolle Erhard Epplers als Minister des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (BMZ).
In der Analyse werden verschieden Ebenen der deutschen, sowie der internationalen Entwicklungsarbeit untersucht. Dazu werden Änderungen in der fachspezifischen Se-kundärliteratur analysiert. Weitere Schwerpunkte bilden die Verwendung der Begriffe der United Nations (UN), die Definition des Development Assistance Committee (DAC), der Gebrauch der Begriffe des BMZ, sowie die Verwendung der Terminologie in der Zeitschrift für Entwicklung und Zusammenarbeit (E+Z). Zur Nachvollziehbarkeit des Begriffswandels wird die Theorie des Entwicklungsdiskurses von Arturo Escobar heran gezogen.
Erste Änderungsvorschläge bezüglich einer neuen Terminologie gab es 1960 von dem Hamburger Bundestagsvorsitzenden Helmut Kalbitzer. Weitere Kritik und Anstöße „Entwicklungshilfe“ als einseitiges, paternalistisches Konzept durch einen neuen Begriff zu ersetzen, gab es seitdem stetig. Einige Autoren datieren den Wandel auf die 1970er Jahre, andere auf die 1980er Jahre. Während der 1990er Jahre ist der Begriff „Entwicklungshilfe“ langsam aus dem Sprachgebrauch gedrängt worden. Seit der Jahr-tausend Wende wird vermehrt „Entwicklungszusammenarbeit“ verwendet, trotz starker Kritik findet der Begriff „Entwicklungshilfe“ jedoch weiterhin sporadisch Verwendung, besonders in der Übersetzung der DAC Definition von official development assistance (ODA).
Es lässt sich kein genauer Zeitpunkt des Begriffswandels bestimmen. Es ist stattdessen ein historischer Prozess, der von innen- und außenpolitischen Ereignissen bestimmt wird, der abhängig von der jeweiligen Regierung und in den Entwicklungsdiskurs eingebunden ist.