Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit stehen die Themen Kultur, Interkulturelle Pädagogik und kritische Reflexion, sowie Migration und Integration im Mittelpunkt der Analyse. Ziel ist es, die The-men aus sozialpädagogischer Perspektive zu reflektieren, um in weiterer Folge ein für die So-zialpädagogik angemessenes Integrationskonzept zu erarbeiten.
Diesbezüglich erfolgt im ersten Teil der Arbeit eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Kultur-, Migrations-, und Integrationsbegriff und es werden unterschiedliche Konzepte und Herangehensweisen diskutiert. Zuerst wird zwischen einem traditionellen Verständnis von Kultur und einem dynamischen Kulturgedanken unterschieden, anschließend erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Interkulturellen Pädagogik, wobei es dieses zu überdenken bzw. kritisieren gilt. Im Zuge weiterer sozialpädagogischer Überlegungen werden die Pädagogik der Vielfalt bzw. die Migrationspädagogik als alternative Modelle zur Interkul-turellen Pädagogik vorgestellt und ihre Bedeutung begründet. Danach erfolgt eine detaillierte Beschäftigung mit dem Migrationsbegriff, wobei sowohl Typen und Arten von Migration als auch von MigrantInnen genannt werden sollen. Den Kern der Arbeit stellt die folgende Aus-einandersetzung mit dem Integrationsbegriff dar. Diesbezüglich werden die verschiedenen Konzepte von Integration dargestellt, um einen für die Sozialpädagogik angemessenen Ansatz erarbeiten zu können. In diesem Kontext wird Integration als wechselseitiger Prozess defi-niert, bei dem gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit in den Bereichen Arbeits-, Bildungs- und Wohnungsmarkt sowie politische Partizipation voraussetzend sind. Weiteres wird untersucht, inwiefern MigrantInnen in diesen vier gesellschaftlichen Bereichen benach-teiligt bzw. diskriminiert werden und wie die Pädagogik dagegen ankämpfen kann.
Im zweiten Teil, der empirischen Studie, erfolgt zunächst eine genaue Beschreibung der Da-tenerhebungs- als auch der Datenauswertungsmethode. Für die Datenproduktion wurden demnach leitfadengestützte ExpertInneninterviews aus der qualitativen Sozialforschung durchgeführt. Anschließend wurden die durch die Interviewtranskription gewonnenen Infor-mationen mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Unterstützend dazu wurde ein Kodierleitfaden erstellt, in welchem die Kategorien definiert, Ankerbeispiele ge-nannt und die jeweiligen Abstraktionsniveaus gebildet wurden.
Die Auswertung der Interviewtranskripte zeigt, dass Zeit!Raum dem in der Theorie ausgear-beiteten wechselseitigen Verständnis von Integration im Sinne von Chancengleichheit und Gleichberechtigung folgt. Alle Mitglieder definieren demnach Chancengleichheit und gesell-schaftliche Teilhabe als wesentliche Elemente im Integrationsprozess und versuchen auf ihre unterschiedliche Weise, die Teilhabemöglichkeiten der MigrantInnen zu stärken. Diesbezüg-lich sehen es die interviewten Personen als zentrale Aufgabe, zur Anerkennung kultureller Vielfalt bzw. unterschiedlicher kultureller Werte, religiöser Ansichten und in Folge zum ge-genseitigen Respekt unterschiedlicher Lebensweisen beizutragen. Um die Partizipationschan-cen am gesellschaftlichen Leben für MigrantInnen zu verbessern, entwickeln die Vereinsmi-tarbeiterInnen zahlreiche Integrations- und Antidiskriminierungsprojekte wie beispielsweise „Sowieso Mehr!“ oder „Gemma`s an!“. Wichtige pädagogische Elemente in der Arbeit von Zeit!Raum, welche auch in den einzelnen Projekten berücksichtigt werden, stellen hierbei die Vermittlung von Handlungsfähigkeit, sozialer Kompetenz und Selbstwertgefühl dar. Ziel ist es, die Selbstständigkeit bzw. Selbstaktivität der TeilnehmerInnen zu stärken, dass diese in Folge selbstständig handeln können bzw. besser mit Diskriminierung umgehen können. Nie-derschwelligkeit, Zielgruppenneutralität, Elternarbeit und learning by doing stellen weitere pädagogische Konzepte in der Arbeit bei Zeit!Raum dar. Der Sprache kommt zudem eine große Bedeutung zu, da sie als Mittel zur Chancengleichheit gesehen wird. Dementsprechend geht es jedoch nicht nur darum, die deutsche Sprache zu fördern und diese erlebbar zu ma-chen, sondern es gilt, auch die jeweiligen Erstsprachen zu fördern. Mehrsprachigkeit wird als positive Ressource angesehen. Mittels muttersprachlichen Unterrichts soll sowohl das Erlernen der deutschen Sprache als auch Mehrsprachigkeit gefördert werden.
Die in der Arbeit dargestellten Projekte der Mitglieder des Vereins Zeit!Raum sprechen für ein lebendiges Bild multiethnischer Praxis in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dabei ist es der gemeinwesenorientierten Organisation wichtig, dass sie durch ihre multiethnische Personalstruktur auch als Vorbildfunktion fungiert. Dies soll das Selbstvertrauen von Migran-tInnen stärken und Vorurteile abbauen helfen. Die Unterstützungsinitiativen des Vereins tra-gen weiteres allesamt bildende Aspekte in sich und zielen darauf ab, die gesellschaftliche Par-tizipation der MigrantInnen durch Bildungsmaßnahmen zu verbessern. Ziel ist es, eine für alle gleichmögliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder sozialem Status, zu ermöglichen und sinnvolle Freizeitgestaltung gratis zur Verfügung zu stellen.
Der Verein Zeit!Raum kann in diesem Zusammenhang als vorbildliches Beispiel in der Praxis gesehen werden, da er die wechselseitige Anerkennung und ein gemeinsames Miteinander fördert und versucht, benachteiligte Personen zu unterstützen und in das gesellschaftliche Le-ben zu integrieren. Abschließend kann somit gesagt werden, dass der Verein als Ganzes sehr zur Integration von MigrantInnen beiträgt und eine positive Wirkung auf das zwischen-menschliche Zusammenleben der Menschen im 15. Wiener Gemeindebezirk ausübt.