Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit untersucht kindliche Wohnsituationen in österreichischen Städten ausgehend von einem sozialökologischen Forschungsansatz nach Urie Bronfenbrenner (1981). Betrachtet werden die drei strukturell unterschiedlichen Mikrosysteme privater, institutionalisierter und offener Raum, wo Kinder als AkteurInnen ihre Wirklichkeiten mitkonstruieren. Außerdem werden die Zusammenhänge der Mikrosysteme, welche als Mesosystem bezeichnet werden, sowie exo- und makrosystemische Faktoren, die Handlungsmöglichkeiten in den darunterliegenden Systemen beeinflussen, betrachtet. Die Autorinnen gehen von einem wandelbaren Raum aus, der in (An)ordnungsprozessen von AkteurInnen konstituiert wird, dabei spielen institutionalisierte Raumvorstellungen und räumliche Strukturen, auch jene, die soziale Ungleichheit fest- und fortschreiben, eine große Rolle (Löw 2001).
Die ungleiche Verteilung von Wohnressourcen wird auf Basis von EU-SILC 2007-2009 für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren in österreichischen Städten untersucht. Berichtet werden repräsentative Ergebnisse zu Rechtsverhältnis, Wohnungszustand, Wohnausstattung, Wohnumgebung, Erreichbarkeit, Überbelag, und Wohnkosten. Vielfach benachteiligt und daher als Risikogruppen zu bezeichnen sind Kinder aus Ein-Eltern-Familien, armutsgefährdeten Haushalten und jene mit Migrationshintergrund. Besonders Kinder ohne einem in Österreich geborenen Elternteil, wachsen überdurchschnittlich oft, Kinder mit türkischem Migrationshintergrund sogar überwiegend, in belasteten Wohnbedingungen auf. Diese Verteilungsungleichheiten werden unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Herkunftsländer und unter Kontrolle der Kontexte Einkommen, Erwerbsintensität und Einbürgerung näher untersucht.
Wie Kinder ihre erweiterten Wohnsituation einschätzen und welche Bewältigungsstrategien sie entwickeln, wird in der qualitativen Analyse auf Basis von acht fokussierten Interviews mittels hierfür entwickelter Meine-Stadt-Modellbaukästen untersucht. Dabei ist die Frage zentral, welche Räume sich jene 10- bis 12-Jährige aneignen, deren monetäre Ressourcen und soziale Teilhabe an institutionalisiertem Raum beschränkt sind und die in überbelegten, mangelhaften Wohnungen leben.