Abstract (deu)
Thema ist die kritische, kontrastive Untersuchung zwischen dem Roman La mujer habitada von Gioconda Belli und seiner deutschen Übersetzung. Zuerst werden allgemeine Theorien und praktische Aspekte der literarischen Übersetzung beleuchtet, und danach die kontrastive Analyse durchgeführt, wobei die methodische Konzentration auf den Modifikationen des Zieltextes in Hinblick auf Lexik, Semantik, Syntaktik und Pragmatik liegt. Darüber hinaus werden literaturwissenschaftliche Methoden der Textanalyse, respektive der Analyse rhetorischer Figuren sowie intra- und intermedialer Referenzen angewendet. Wichtige Orientierungspunkte sind die systeminhärenten Unterschiede der beiden Sprachen (innersprachliche Instruktionen), die mit Beispielen, vorrangig aus La mujer habitada illustriert werden, sowie die kontextuelle Einbettung des Originaltextes in sein soziokulturelles Umfeld (außersprachliche Determinanten). Abseits der linguistischen Analyse wird auch das Thema der Übersetzungsethik durch Augenmerk auf Textergänzungen beziehungsweise auslassungen behandelt. Bei der kontrastiven Analyse zwischen Original und Übersetzung werden speziell Schwächen und Fehler in der deutschen Übersetzung fokussiert, kommentiert und durch einen Übersetzungsvorschlag komplettiert, wobei für die systematische Qualifizierung inadäquater und falscher Übersetzungen eine eigene Methode definiert wurde, die neben sogenannten binären schweren und leichten Fehlern verschiedene Stufen von inadäquaten Übersetzungen beschreibt. Die erarbeiteten Ergebnisse zeigen, dass neben der Verletzung übersetzungsethischer Kriterien auch deutliche Mängel im linguistischen Bereich der Übersetzung von Lutz Kliche nachweisbar sind. Der Verlust an poetisch-stilistischer Qualität und Missachtung literarischer Feinheiten sticht heraus, begleitet von sprachlichen Defiziten im Bereich der Lexik durch Fehlübersetzungen beziehungsweise semantischer Verarmung sowie der Stilistik aufgrund fehlender Rekonstruktion der Stilmittel des Ausgangstexts. Ungeklärt ist, ob diese Übersetzungsdefizite die Folge des Übersetzungsauftrags sind oder auf Eigeninitiative beziehungsweise sprachlich-professioneller Defizite des Übersetzers beruhen.