Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Kritik, die Wittgenstein am logizistischen Begründungsprojekt der Mathematik übt, sowie der von ihm daran angeschlossenen kritischen Hinterfragung jenes Standpunkts, den er selbst dabei einnimmt. Dazu sollen seine Einsprüche gegen den von Russell und Whitehead in den Principia Mathematica (1910) entworfenen Kalkül, auf den ihrem Vorgeben nach die gesamte Arithmetik reduziert werden könne, aufbereitet werden. Der Fokus liegt auf jenen Aufzeichnungen, die Wittgenstein zwischen Oktober 1939 und März 1940 in die beiden Manuskriptbände MS 122 und MS 117 eintrug, und die – in allerdings stark reduziertem Umfang – als Teil III der Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik (1956) vorliegen. Ein wesentliches Anliegen der Arbeit ist es, unter Heranziehung der Originalmanuskripte nachzuweisen, dass Wittgenstein den Standpunkt, von wo aus er seine Kritik vorbrachte, selbst keineswegs als so unproblematisch erlebte, als dies für den Leser erscheinen könnte, der nur die in Buchform publizierten Bemerkungen konsultiert. In einer nahe am handschriftlichen Text bleibenden Aufbereitung seiner Gedankenbewegungen sollen also besonders die gegenläufigen und selbstkritischen Momente hervorgehoben werden. Als leitendes Paradigma dient dabei das von Wittgenstein oft wiederholte Credo, dass der Philosoph die Tätigkeit des Mathematikers in keiner Weise stören darf, sondern einzig nur unser Interesse für einzelne ihrer Rechnungen einer Prüfung unterziehen kann.