Abstract (deu)
Proteine der Polycomb Gruppe (PcG) vermitteln ein epigenetisches Gedächtnis, welches bei der Zellteilung aufrechterhalten werden muss. Andererseits muss es flexibel sein, um bei der Differenzierung den Übergang zwischen unterschiedlichen Zelltypen zu ermöglichen. Es ist von großer Bedeutung, diese Übergänge in definierten Zelltypen und in vivo zu analysieren, um so sowohl ein besseres Verständnis des durch PcG Proteine vermittelten Gedächtnisses, als auch der Plastizität zu erlangen. In der vorliegenden Studie habe ich endogene Konzentrationen und Eigenschaften der dynamischen Bindung an Chromatin von PH::GFP, PC::GFP, GFP::DSP1, GFP::PHO und GFP::E(Z) quantifiziert. Die Untersuchungen wurden in zwei unterschiedlichen Zelltypen lebender Fruchtfliegen durchgeführt, welche exakt definierte Differenzierungs- und Zellteilungsprozesse durchlaufen. Quantitative Analysen mittels FRAP demonstrieren, dass die Bindung von PcG Proteinen eine höhere Plastizität in Stammzellen gegenüber stärker determinierten Zellen aufweist und identifizieren darüber hinaus eine Fraktion von PRC1, welche während der Mitose mit einer 300-fach längeren Residenzzeit an Chromatin bindet als in Interphase. Untersuchungen mittels mathematischer Modellierung zeigen, welche Parameter Stammzellen am besten von differenzierten Zellen unterscheiden und sagen eine schnellere Dissoziation von Polycomb von mitotischem Chromatin in SOPs als in Neuroblasten vorher. Ich identifiziere die Phosphorylierung von Serin 28 in Histon H3 während der Mitose als einen möglichen Mechanismus für das zellspezifische Ausmaß und die Geschwindigkeit der Dissoziation von Polycomb während der Mitose. Darüber hinaus zeige ich, dass Absent, Small or Homeotic discs 1 (ASH1) und die Tandemkinase JIL-1 die kinetischen Eigenschaften von Polycomb in larvalen Neuroblasten entscheidend beeinflussen. Zusammengefasst lassen die hier beschriebenen Ergebnisse die Hypothese zu, dass bei der Etablierung von Zellidentitäten die Regulation der kinetischen Eigenschaften der Bindung von PcG Proteinen an Chromatin ein essenzieller Faktor für die Entscheidung zwischen Stabilität und Flexibilität ist.