Abstract (deu)
Werte sind für die Soziologie seit der Zeit Max Webers im 19. Jahrhundert bedeutsam. Sie sind Konzepte, die sowohl eng mit der Individualität von Menschen verknüpft als auch durch die Gesellschaft mitgeprägt sind. Das macht sie einerseits brauchbar für die Vorhersage von menschlichem Sozialverhalten und andererseits durch ihre mangelnde Abgrenzbarkeit schwer erfassbar. Mehrere Forscher haben bereits ihre Messung thematisiert, die bis dato durch wechselseitige Erfolge und Rückschläge gekennzeichnet ist. Shalom Schwartz entwickelte eine Theorie für eine Skala, die die universelle Struktur von Übereinstimmung und Gegensätzen von Werten erfasst. Die Validität und Reliabilität der empirischen Messung durch unterschiedliche Versionen der Skala unterliegen einer anhaltenden Debatte. Die vorliegende Arbeit füllt eine Lücke in dieser wissenschaftlichen Diskussion: Einerseits verknüpft sie bekannte methodologische Probleme, die bei der Messung von Werten auftreten können, mit empirischen Ergebnissen. Andererseits rückt sie die vernachlässigten Dimensionen kognitiver und inhaltlicher Aspekte der Messung in den Vordergrund, indem kognitive Protokolle mangelhafte Messeigenschaften eines Datensatzes des European Social Surveys erklären. Unterstützt werden diese qualitativen Befunde durch quantitative Analysen mit deskriptiven, exploratorischen und konfirmatorischen Methoden. Diese identifizieren problembehaftete Indikatoren und liefern gleichzeitig zusätzliche Hinweise, die die Ergebnisse der qualitativen Studie bestätigen. Dieses Vorgehen verwertet die Vorzüge sowohl der quantitativen als auch der qualitativen Methoden ohne ihre Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Ergebnisse, die sich methodisch überschneiden, deuten auf die Brauchbarkeit des Konzepts hin. Sie zeigen auch, dass Probleme, die als ausgeräumt galten, und bekannte methodologische Bedenken in der Messung weiterhin bestehen und eine Anpassung derselben nötig scheint. Das Design der vorliegenden Arbeit liefert rein beschreibende Anhaltspunkte, wo die Entwicklung der Skala ansetzen könnte, und nicht, wie eine Änderung aussehen könnte.