Abstract (deu)
Inhalt dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Fragebogeninstruments zur Messung individuellen Sozialkapitals. Dazu werden die theoretischen Berührungspunkte der benachbarten Konzepte Sozialkapital und soziale Unterstützung nutzbar gemacht. In beiden Konzepten stehen soziale Handlungs-, und Bewältigungsressourcen im Mittelpunkt, die sich nicht im Besitz eines Individuums befinden, die aber durch individuelle informelle soziale Netzwerke oder Beziehungen zu formellen sozialen Organisiationen verfügbar werden. Diese sozialen Ressourcen bestimmen das individuelle Handlungsvermögen, wobei zwischen Ressourcen für instrumentelle und expressive Handlungen unterschieden werden kann, deren Handlungserträge sich gegenseitig bedingen und verstärken. Erstere nützen bei der Erweiterung persönlicher Ressourcen, wie materiellem Vermögen, Macht und Reputation, letztere zur Erhaltung persönlicher Ressourcen, sowie der physischen und psychischen Gesundheit und der subjektiven Lebensqualität. Die zeitlichen Möglichkeiten für die Erfassung sozialen Kapitals sind speziell im Rahmen von Mehrthemenumfragen begrenzt. Als sparsames Messinstrument wird der "`Unterstützungsgenerator"' vorgeschlagen. Sozialkapital wird darin als individuell wahrgenommenes Unterstützungspotential für instrumentelle und expressive Handlungen, aus informellen sozialen Netzwerken und aus Beziehungen zu formellen Organisationen, operationalisiert. Diese Operationalisierung, mit Indikatoren zur eingeschätzten Wahrscheinlichkeit von Unterstützung und Hilfe bei verschiedenen hypothetisch formulierten Problemen, erfasst integriert die wesentlichen Faktoren sozialen Kapitals: die Verfügbarkeit sozialer Beziehungen und Netzwerke, die Ressourcen der Netzwerkkontakte, die Mobilisierbarkeit dieser Ressourcen, sowie Informationen über die Verfügbarkeit von Ressourcen. In der Arbeit werden auch die ersten Messergebnisse des Instruments, das im Rahmen des European Social Surveys (ESS) eingesetzt wurde, präsentiert. Es konnte zum einen die Trennschärfe der Messungen informellen und formellen Sozialkapitals gezeigt werden, und zum anderen, im Rahmen eines multivariaten linearen Regressionsmodells, der bedeutsame Effekt von Sozialkapital auf die subjektive Lebensqualität, sowie auch ein negativer Interaktionseffekt informellen und formellen Sozialkapitals, der auf eine Kompensationswirkung von Sozialkapital aus unterschiedlichen Quellen schließen lässt.