Abstract (deu)
Mittels Infrarotphotographie und chemischer Analysen kann der Vitalitätszustand von Schwarzkiefern dokumentiert werden, um so auf eine mögliche Beeinflussung der Gesundheit der Bäume durch den Menschen hinzuweisen.
Als Untersuchungsgebiet wurde Bad Fischau-Brunn ausgewählt, eine kleine Ge-meinde in Niederösterreich, da dieser Ort trotz seiner geringen Fläche von rund 21 km2 eine große landschaftliche Mannigfaltigkeit in Form von Wald- und Forstgebie-ten, sowie Rebanlagen und Agrarflächen aufweist.
Da außerdem in allen Himmelsrichtungen ausreichend Schwarzkieferpopulationen vorhanden sind, eignen sich diese hervorragend als Indikatorbäume.
Pflanzen haben die Eigenschaft, je nach Wellenlänge, Licht zu transmittieren, zu ab-sorbieren oder zu reflektieren. Betrachten wir eine Pflanze, so erscheint sie uns grün, da sichtbares Licht im roten und blauen Wellenlängenbereich absorbiert wird, wäh-rend grünes Licht reflektiert wird. Außerhalb des sichtbaren langwelligen Spektrums, das heißt ab einer Wellenlänge von 700 nm aufwärts (= infraroter Bereich), wird Licht von der Pflanze reflektiert. Dies muss so sein, denn andernfalls würde die Pflanze innerlich verbrennen. Begründet ist dieses Verhalten in der Tatsache, dass die Pho-tonen des Lichtes die Pigmentmoleküle in den Chloroplasten anregen und deren E-lektronen auf ein höheres Energieniveau anheben. Fallen die Elektronen wieder in den Grundzustand zurück wird Wärme frei. Absorbierten Pflanzen nun langwelliges Licht wie die Infrarotstrahlung, würde in Folge dieser Kettenreaktion zu viel Wärme freiwerden, wodurch die Pflanze innerlich verbrennen müsste. Durch das Reflektieren dieser Strahlung kann jedoch eine Überhitzung verhindert werden.
Je nach Gesundheitszustand der Pflanze zeigt diese ein unterschiedliches Reflexi-onsverhalten. Bei jungen, vitalen Blättern mit einer ausreichenden Pigmentdichte und Wasserversorgung wird ein Lichtstrahl im Infrarotbereich effektiv reflektiert; dabei erscheinen die mit Infrarottechnik photographierten Blätter auf der Aufnahme weiß. Ist die Pflanze jedoch alt oder geschädigt, obgleich sie für das menschliche Auge saftig grün aussieht, erscheint sie auf dem Infrarotphoto rot bis braun. Somit ist die Infrarotphotographie eine wirksame Methode, um den Gesundheitszustand der Pflan-ze, über das für das menschliche Auge Sichtbare hinaus, aufzuzeigen.
In weiterer Folge ist es ratsam, das pflanzliche Material auf Schadstoffe hin zu unter-suchen, da so manche chemischen Stoffe eine negative Wirkung auf den Pigment-stoff Chlorophyll zeigen, was wiederum zu einer Abnahme des Reflexionsvermögens führen kann.
Aus diesem Grunde wurden von jedem Standort auch Nadelproben entnommen und hinsichtlich ihres Nitrit-, Nitrat-, Schwefeldioxid- und Chloridgehaltes chemisch analy-siert. Mit Ausnahme von Chlorid konnten alle Schadstoffe an jedem Standort nach-gewiesen werden. Dabei zeigte sich, dass die höchsten Konzentrationen meist in den wärmeren Monaten erzielt wurden, da die Stoffwechselaktivität in dieser Zeit am höchsten ist. Außerdem konnte aufgezeigt werden, dass die Standorte im Südwes-ten, Süden und Südosten im Vergleich zu den anderen Standorten deutlich höher belastet sind. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Umstand mit dem Vorhanden-sein kultivierter Agrarflächen zusammen hängt.
Die Photographie im infrarotnahen und infraroten Bereich erweist sich als ein sehr nützliches Werkzeug zur Feststellung des Vitalzustandes der betrachteten Vegetati-on, da sie eine Grundlage zur Quantifizierung der stoffwechselaktiven Flächen einer Pflanze oder ganzer Waldabschnitte bildet. Die berechneten Flächen können so in Relation zur Gesamtfläche (eines Baumes oder eines Waldes) gestellt werden und ermöglichen so eine Aussage bezüglich des Vitalitätszustandes der betrachteten Ve-getation zu treffen.