Abstract (deu)
Nach der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch den Osmanen Mehmed II., wurden viele Kirchen und Klöster in Moscheen, Mescids oder Derviş-Konvente umgewandelt. Die Hagia Sophia diente bereits am Abend nach der Eroberung als Hauptmoschee für das Gebet. Von Beginn der osmanischen Herrschaft bis zum Ende des 17. Jahrhunderts fanden kulturelle Umnutzungen in Istanbul statt. Es ist demnach ein Phänomen, das sich über mehrere Jahrhunderte hinweg dokumentieren lässt. Gründe für die Umnutzung einer byzantinischen Kirche in eine Moschee können vielseitig gewesen sein. Es geschah zunächst aus ökonomischen Gründen – es war wirtschaftlicher, die bereits vorhandene Infrastruktur zu nutzen anstatt Neubauten zu initiieren, bzw. bestand das Bestreben, Istanbul zu einer mehrheitlich islamischen Stadt zu machen – und die Errichtung eines islamischen Gebetsraumes förderte die Ansiedlung von Muslimen und die Absiedlung von Christen. Am Ende der Umwidmungsphase kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die späteren Kirchen aufgrund ihrer Lage in bereits mehrheitlich muslimischen Nachbarschaften umgewidmet wurden.
Das Bild Istanbuls, das von Kartografen gezeichnet wurde, zeigte den langsamen Wandel der ehemaligen byzantinischen Stadt hin zur osmanischen Hauptstadt. Im Bewusstsein des Westens lässt sich erst ab dem 16. Jahrhundert ein Annehmen der neuen Machtverhältnisse feststellen, welches sich in den späteren Darstellungen widerspiegelt.
Die Initiatoren kultureller Umnutzungen waren zumeist religiöse Würdenträger oder solche, die in Verbindung mit dem Sultanshof standen, niemals jedoch Privatpersonen.
Die umgewandelten Bauten, lassen aufgrund ihrer Größe den Stand des Initiators erkennen.
Durch die territoriale Ausbreitung des Osmanischen Reiches, in vorwiegend christlichen Regionen konnte eine Annährung in der architektonischen Ausformung ihrer Sakralgebäude festgestellt werden, welche die Übernahme einer Kirche als Moschee erleichterten. Die einzige Notwendigkeit um einen Raum für das muslimische Gebet zu nutzen, ist die Ausrichtung der Gläubigen nach Mekka. Alle weiteren architektonischen Veränderungen waren für den Gebrauch einer Kirche als Moschee nicht zweckmäßig, sondern stellten lediglich eine Angleichung der Ausstattung an jene von Moscheen dar. Das Hinzufügen eines Minarettes, als sichtbarstes Zeichen der Moschee, symbolisierte die vollkommene Übernahme der Kirche für den islamischen Glauben.