You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1287469
Title (deu)
Das soziale und biologische Geschlecht als Thema im Biologieunterricht
Parallel title (eng)
The role of Gender and Sex in the biology classes
Author
Nikola Annike Rüdisser
Adviser
Sylvia Kirchengast
Assessor
Sylvia Kirchengast
Abstract (deu)

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob und wie das biologische und das soziale Geschlecht in den Biologieunterricht einfließen. Die Grundlage für die Studie bildeten die Datensätze von zehn transkribierten Interviews, die mit aktiven Biologie-LehrerInnen, die zwischen 31 und 57 Jahre alt sind, geführt wurden. Von den zehn Befragten waren sechs Frauen und vier Männer. Es handelte sich hierbei um eine explorative Untersuchung, bei der die Datenerhebung mittels eines qualitativen Interviews und einem Interviewleitfaden erfolgte.

Neben allgemeinen Daten wie Geschlecht, Alter, Zweitfächer, Berufserfahrung und Studienort wurden Daten zum Geschlechterbegriff, zur Thematisierung von Geschlecht im Unterricht, zur Sinnhaftigkeit von Gender im Unterricht und zur Relevanz von Gender im Studium und an der jeweiligen Schule erhoben. Ausgangspunkt für diese Forschungsfragen, die im Rahmen der Untersuchung beantwortet wurden, war vor allem eine Hauptforschungsfrage, die sich bei der Literaturbearbeitung ergab: Strukturell ist das soziale Geschlecht an Schulen verankert. Ist diese Verankerung schon auf die Ebene der BiologielehrerInnen und des Unterrichts durchgedrungen?
Die Forschungsfragen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse und dem dabei aufgestellten Kategorienschema aus den verfassten Interviewtranskriptionen untersucht und daraus wurden im Anschluss Hypothesen generiert.

Die Analyse der Interviews zeigte, dass den befragten Lehrpersonen die Definition des sozialen Geschlechts schwerer fällt als die Definition des biologischen.
Im Unterricht wird das soziale Geschlecht zwar von acht Lehrpersonen eingebaut, jedoch fällt diese Thematisierung bei sechs dieser acht sehr kurz aus, was im Großen und Ganzen auf das fehlende Wissen über die Genderthematik zurückgeführt werden kann. Trotzdem gaben alle Lehrpersonen an, dass sie es für sinnvoll halten würden, den Genderbegriff im Unterricht einzubauen.
Während des Studiums war das soziale Geschlecht bei keinem der Lehrpersonen Thema, was nicht verwunderlich ist, da damals die Genderthematik noch nicht relevant war. Jedoch ließ sich zeigen, dass im jetzigen Biologielehramtscurriculum auch noch keine verpflichtende Vorlesung in diese Richtung stattfindet.
In allen Schulen wird Gender thematisiert, jedoch sind die Schulen, an denen es eine starke Relevanz hat, eher selten. Meist wird vor allem in Sprache und Schrift auf eine gendergerechte Ausdrucksweise Wert gelegt. Überdies hinaus sind es vor allem einzelne Lehrpersonen oder DirektorInnen, die sich mehr in diese Richtung engagieren.

Die Hypothesen, die im Forschungsteil aufgestellt wurden und sich mit den beantworteten Forschungsfragen bestätigen ließen, sind:

  1. Gender kommt im Biologielehramtsstudium nicht vor, was sich auch im Wissen der Lehrpersonen widerspiegelt.

  2. Obwohl es als sinnvoll erachtet wird, die Genderthematik den SchülerInnen näherzubringen, wird sie im Biologieunterricht nur von wenigen Lehrpersonen ausführlich behandelt.

  3. Strukturelle Verankerungen würden suggerieren, dass Gender an den Schulen thematisiert wird. Es sieht jedoch so aus, als ob sich die Thematisierung in einer gendergerechten Sprache und gendergerecht gehaltenen Texten erschöpft und es nur vom Engagement Einzelner abhängt ob mehr in diese Richtung gemacht wird.

Mit all diesen Ergebnissen kann die Hauptforschungsfrage wie folgt beantwortet werden: Die strukturelle Verankerung von Gender an den Schulen ist noch nicht wirklich auf der Ebene des Biologieunterrichts angekommen.

Abstract (eng)

The research focus of this paper was the evaluation of the role of the biological sex and gender in the biology classes. The study is based on the data of ten transcribed interviews given by ten active biology teachers between 31 and 57 years. Six of the ten interviewed teachers are female and four are male. In order to gather the data for the exploratory research of this thesis, qualitative interviews were held with the help of a guideline.

Apart from general data like sex, age, other subjects, work experience and the city where the teachers had studied, data on the concept of sex, the usage of sex in biology classes, the meaningfulness of gender in the biology classes and the relevance of gender at university and at school were gathered. The basis for this research questions was above all the main research question which arose out of the literary examination: Gender is fixed in the structure of school. Are there any effects on the biology class?
The research questions were answered following the qualitative content analysis and the thereby, out of the transcriptions, established category scheme. Afterwards hypotheses were generated.

The gathered data shows that the teachers questioned are uncertain in defining sex but especially gender. In class gender is discussed by eight teachers. However, six of them mention it only briefly, which can be seen as a consequence to the lack of knowledge of the gender subject. Nevertheless, all teachers consider the discussion of gender in class as relevant.
During university gender was not mentioned by any of the teachers, which is not remarkable, as the gender subject was not current at this time. But it could be shown that the current curriculum for students who want to become a biology teacher does not include an obligatory lecture which covers the gender subject.
In all schools gender is subject, but only in a few schools it has a high relevance. Mainly in speech and writing members of school set value on gender-sensitive diction. Further activities are only set seldomly by some committed teachers or headmasters. It’s due to some committed teachers or headmasters if there are other activities beyond that.

The hypotheses, which were formulated in the research part and could be verified in the course of answering the research question, are:

  1. Gender is not part of the teacher training course for the subject biology, which is reflected by the teacher’s knowledge of the gender topic.

  2. Although the gender topic is considered to be relevant there are only a few teachers who discuss it in detail in class.

  3. The structural fixation of gender would suggest that it is an important theme at schools. But it seems as if it is primarily regarded as worth to mention with regard to writing and speech. Further activities concerning the gender topic are rare and only due to some committed teachers or headmasters.

Regarding these results the main research question can be answered as follows:
The structural fixation of gender at schools has still not found its way into the biology class.

Keywords (eng)
sexgenderbiology class
Keywords (deu)
soziales Geschlechtbiologisches GeschlechtsexgenderBiologieunterricht
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1287469
rdau:P60550 (deu)
V, 159 S.
Number of pages
164
Members (1)
Title (deu)
Das soziale und biologische Geschlecht als Thema im Biologieunterricht
Parallel title (eng)
The role of Gender and Sex in the biology classes
Author
Nikola Annike Rüdisser
Abstract (deu)

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob und wie das biologische und das soziale Geschlecht in den Biologieunterricht einfließen. Die Grundlage für die Studie bildeten die Datensätze von zehn transkribierten Interviews, die mit aktiven Biologie-LehrerInnen, die zwischen 31 und 57 Jahre alt sind, geführt wurden. Von den zehn Befragten waren sechs Frauen und vier Männer. Es handelte sich hierbei um eine explorative Untersuchung, bei der die Datenerhebung mittels eines qualitativen Interviews und einem Interviewleitfaden erfolgte.

Neben allgemeinen Daten wie Geschlecht, Alter, Zweitfächer, Berufserfahrung und Studienort wurden Daten zum Geschlechterbegriff, zur Thematisierung von Geschlecht im Unterricht, zur Sinnhaftigkeit von Gender im Unterricht und zur Relevanz von Gender im Studium und an der jeweiligen Schule erhoben. Ausgangspunkt für diese Forschungsfragen, die im Rahmen der Untersuchung beantwortet wurden, war vor allem eine Hauptforschungsfrage, die sich bei der Literaturbearbeitung ergab: Strukturell ist das soziale Geschlecht an Schulen verankert. Ist diese Verankerung schon auf die Ebene der BiologielehrerInnen und des Unterrichts durchgedrungen?
Die Forschungsfragen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse und dem dabei aufgestellten Kategorienschema aus den verfassten Interviewtranskriptionen untersucht und daraus wurden im Anschluss Hypothesen generiert.

Die Analyse der Interviews zeigte, dass den befragten Lehrpersonen die Definition des sozialen Geschlechts schwerer fällt als die Definition des biologischen.
Im Unterricht wird das soziale Geschlecht zwar von acht Lehrpersonen eingebaut, jedoch fällt diese Thematisierung bei sechs dieser acht sehr kurz aus, was im Großen und Ganzen auf das fehlende Wissen über die Genderthematik zurückgeführt werden kann. Trotzdem gaben alle Lehrpersonen an, dass sie es für sinnvoll halten würden, den Genderbegriff im Unterricht einzubauen.
Während des Studiums war das soziale Geschlecht bei keinem der Lehrpersonen Thema, was nicht verwunderlich ist, da damals die Genderthematik noch nicht relevant war. Jedoch ließ sich zeigen, dass im jetzigen Biologielehramtscurriculum auch noch keine verpflichtende Vorlesung in diese Richtung stattfindet.
In allen Schulen wird Gender thematisiert, jedoch sind die Schulen, an denen es eine starke Relevanz hat, eher selten. Meist wird vor allem in Sprache und Schrift auf eine gendergerechte Ausdrucksweise Wert gelegt. Überdies hinaus sind es vor allem einzelne Lehrpersonen oder DirektorInnen, die sich mehr in diese Richtung engagieren.

Die Hypothesen, die im Forschungsteil aufgestellt wurden und sich mit den beantworteten Forschungsfragen bestätigen ließen, sind:

  1. Gender kommt im Biologielehramtsstudium nicht vor, was sich auch im Wissen der Lehrpersonen widerspiegelt.

  2. Obwohl es als sinnvoll erachtet wird, die Genderthematik den SchülerInnen näherzubringen, wird sie im Biologieunterricht nur von wenigen Lehrpersonen ausführlich behandelt.

  3. Strukturelle Verankerungen würden suggerieren, dass Gender an den Schulen thematisiert wird. Es sieht jedoch so aus, als ob sich die Thematisierung in einer gendergerechten Sprache und gendergerecht gehaltenen Texten erschöpft und es nur vom Engagement Einzelner abhängt ob mehr in diese Richtung gemacht wird.

Mit all diesen Ergebnissen kann die Hauptforschungsfrage wie folgt beantwortet werden: Die strukturelle Verankerung von Gender an den Schulen ist noch nicht wirklich auf der Ebene des Biologieunterrichts angekommen.

Abstract (eng)

The research focus of this paper was the evaluation of the role of the biological sex and gender in the biology classes. The study is based on the data of ten transcribed interviews given by ten active biology teachers between 31 and 57 years. Six of the ten interviewed teachers are female and four are male. In order to gather the data for the exploratory research of this thesis, qualitative interviews were held with the help of a guideline.

Apart from general data like sex, age, other subjects, work experience and the city where the teachers had studied, data on the concept of sex, the usage of sex in biology classes, the meaningfulness of gender in the biology classes and the relevance of gender at university and at school were gathered. The basis for this research questions was above all the main research question which arose out of the literary examination: Gender is fixed in the structure of school. Are there any effects on the biology class?
The research questions were answered following the qualitative content analysis and the thereby, out of the transcriptions, established category scheme. Afterwards hypotheses were generated.

The gathered data shows that the teachers questioned are uncertain in defining sex but especially gender. In class gender is discussed by eight teachers. However, six of them mention it only briefly, which can be seen as a consequence to the lack of knowledge of the gender subject. Nevertheless, all teachers consider the discussion of gender in class as relevant.
During university gender was not mentioned by any of the teachers, which is not remarkable, as the gender subject was not current at this time. But it could be shown that the current curriculum for students who want to become a biology teacher does not include an obligatory lecture which covers the gender subject.
In all schools gender is subject, but only in a few schools it has a high relevance. Mainly in speech and writing members of school set value on gender-sensitive diction. Further activities are only set seldomly by some committed teachers or headmasters. It’s due to some committed teachers or headmasters if there are other activities beyond that.

The hypotheses, which were formulated in the research part and could be verified in the course of answering the research question, are:

  1. Gender is not part of the teacher training course for the subject biology, which is reflected by the teacher’s knowledge of the gender topic.

  2. Although the gender topic is considered to be relevant there are only a few teachers who discuss it in detail in class.

  3. The structural fixation of gender would suggest that it is an important theme at schools. But it seems as if it is primarily regarded as worth to mention with regard to writing and speech. Further activities concerning the gender topic are rare and only due to some committed teachers or headmasters.

Regarding these results the main research question can be answered as follows:
The structural fixation of gender at schools has still not found its way into the biology class.

Keywords (eng)
sexgenderbiology class
Keywords (deu)
soziales Geschlechtbiologisches GeschlechtsexgenderBiologieunterricht
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1287470
Number of pages
164