Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob und wie das biologische und das soziale Geschlecht in den Biologieunterricht einfließen. Die Grundlage für die Studie bildeten die Datensätze von zehn transkribierten Interviews, die mit aktiven Biologie-LehrerInnen, die zwischen 31 und 57 Jahre alt sind, geführt wurden. Von den zehn Befragten waren sechs Frauen und vier Männer. Es handelte sich hierbei um eine explorative Untersuchung, bei der die Datenerhebung mittels eines qualitativen Interviews und einem Interviewleitfaden erfolgte.
Neben allgemeinen Daten wie Geschlecht, Alter, Zweitfächer, Berufserfahrung und Studienort wurden Daten zum Geschlechterbegriff, zur Thematisierung von Geschlecht im Unterricht, zur Sinnhaftigkeit von Gender im Unterricht und zur Relevanz von Gender im Studium und an der jeweiligen Schule erhoben. Ausgangspunkt für diese Forschungsfragen, die im Rahmen der Untersuchung beantwortet wurden, war vor allem eine Hauptforschungsfrage, die sich bei der Literaturbearbeitung ergab: Strukturell ist das soziale Geschlecht an Schulen verankert. Ist diese Verankerung schon auf die Ebene der BiologielehrerInnen und des Unterrichts durchgedrungen?
Die Forschungsfragen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse und dem dabei aufgestellten Kategorienschema aus den verfassten Interviewtranskriptionen untersucht und daraus wurden im Anschluss Hypothesen generiert.
Die Analyse der Interviews zeigte, dass den befragten Lehrpersonen die Definition des sozialen Geschlechts schwerer fällt als die Definition des biologischen.
Im Unterricht wird das soziale Geschlecht zwar von acht Lehrpersonen eingebaut, jedoch fällt diese Thematisierung bei sechs dieser acht sehr kurz aus, was im Großen und Ganzen auf das fehlende Wissen über die Genderthematik zurückgeführt werden kann. Trotzdem gaben alle Lehrpersonen an, dass sie es für sinnvoll halten würden, den Genderbegriff im Unterricht einzubauen.
Während des Studiums war das soziale Geschlecht bei keinem der Lehrpersonen Thema, was nicht verwunderlich ist, da damals die Genderthematik noch nicht relevant war. Jedoch ließ sich zeigen, dass im jetzigen Biologielehramtscurriculum auch noch keine verpflichtende Vorlesung in diese Richtung stattfindet.
In allen Schulen wird Gender thematisiert, jedoch sind die Schulen, an denen es eine starke Relevanz hat, eher selten. Meist wird vor allem in Sprache und Schrift auf eine gendergerechte Ausdrucksweise Wert gelegt. Überdies hinaus sind es vor allem einzelne Lehrpersonen oder DirektorInnen, die sich mehr in diese Richtung engagieren.
Die Hypothesen, die im Forschungsteil aufgestellt wurden und sich mit den beantworteten Forschungsfragen bestätigen ließen, sind:
1. Gender kommt im Biologielehramtsstudium nicht vor, was sich auch im Wissen der Lehrpersonen widerspiegelt.
2. Obwohl es als sinnvoll erachtet wird, die Genderthematik den SchülerInnen näherzubringen, wird sie im Biologieunterricht nur von wenigen Lehrpersonen ausführlich behandelt.
3. Strukturelle Verankerungen würden suggerieren, dass Gender an den Schulen thematisiert wird. Es sieht jedoch so aus, als ob sich die Thematisierung in einer gendergerechten Sprache und gendergerecht gehaltenen Texten erschöpft und es nur vom Engagement Einzelner abhängt ob mehr in diese Richtung gemacht wird.
Mit all diesen Ergebnissen kann die Hauptforschungsfrage wie folgt beantwortet werden: Die strukturelle Verankerung von Gender an den Schulen ist noch nicht wirklich auf der Ebene des Biologieunterrichts angekommen.