Im Zentrum dieser Diplomarbeit steht das ambivalente Verhältnis von Politik und Migration auf den Philippinen, welches spätestens seit den 1970er Jahren davon geprägt ist, dass Regierungen Migration forcieren. In diesem weiten Forschungsfeld wird die Forschungsfrage auf die Aspekte des politischen Bewusstseins, politischer Aktivität von und Demokratisierung durch MigrantInnen begrenzt. Die konkret zugrunde liegenden Forschungsfragen lauten:
Wie ist das politische Bewusstsein von RückkehrerInnen nach ihrer Rückkehr aufgebaut und worin drückt es sich aus?
Welche Faktoren im Migrationsprozess führen dazu, dass politisches Bewusstsein entsteht und es zu politische Partizipation kommt?
Inwiefern können diese Prozesse als Demokratisierung verstanden werden?
Antworten auf diese Fragen werden in dieser Diplomarbeit zunächst in theoretischen Ansätzen gesucht. Hier zeigt sich, dass sowohl Ansätze zu externer Demokratie als auch aus Migrationstheorien kommend - vor allem Transnationalismus - MigrantInnen als Akteure wahrnimmt. Klare Antworten, inwiefern dies von statten geht, bleiben theoretische Annahmen – mit wenigen Ausnahmen wie dem Hervorheben von Medien oder wohltätigen und politischen Heimatclubs - eher schuldig. Diese sind erst in praktischen Studien zu finden. Hier gibt es Ansätze, die in der Arbeit auch Behandlung finden, wie politische Rücksendungen (political remittances), transnationale politische Aktivität, Diffusion von Normen und Ideen. Es kristallisiert sich in diesem Teil der Arbeit heraus, dass politische Rücksendungen nicht als ein lenkbarer, normativ geladener, positiver Aspekt von migrantischem Einfluss auf die Heimat gesehen werden können. Diese beinhalten auch anti-demokratische Tendenzen oder Abhängigkeiten der Heimatgemeinde von den MigrantInnen, was sozio-ökonomische Ungleichheiten verstärkt.
Im Falle der Philippinen können MigrantInnen eindeutig als politische AkteurInnen wahrgenommen werden. Bei dem Sturzes des Marcos Regimes 1986 waren unter anderem Netzwerke von MigrantInnen in den USA daran beteiligt, eine kritische Stimmung in der Heimat und unter amerikanischen PolitikerInnen zu schaffen und die erste demokratisch gewählte Präsidentin nach dem Umsturz kehrte selbst gewissermaßen aus dem Exil zurück. MigrantInnen haben auch in anderer Hinsicht eine Rolle bei der Ausdehnung der Inklusion politisch demokratischer Rechte gespielt. Es kam zu Kampagnen für externe Wahlrechte, was bis zu diesem Zeitpunkt fast ein Zehntel der potentiell zurückkehrenden, im Ausland wohnenden philippinischen Bevölkerung betraf. 2004 kam es zur Ratifikation dieses Rechts.
In der empirischen Studie, die ich selbst durchführte, haben sich auch Aspekte von Demokratisierung gezeigt, diese fußten aber eher auf einer erhöhten politischen Handlungsbereitschaft und -fähigkeit denn auf prozeduralen Kriterien politischer Partizipation, denn gewählt hatten die befragten MigrantInnen auch schon vor ihrer Migrationserfahrung. Der zentrale Aspekt in den Interviews war das selbst Erleben von Ausnutzungs- und Unterdrückungsverhältnissen im Ausland, das die Menschen dazu brachte, Hilfe bei Nichtregierungsorganisationen, Regierungsinstitutionen der Empfängerländer und des Heimatstaates sowie untereinander zu suchen. Erhöhtes politisches Bewusstsein zeigte sich bei fast allen InterviewpartnerInnen, jedoch war bei einigen nicht unbedingt die eigene Reflexion dieser Ausnutzungsverhältnisse alleine ausschlaggebend, sondern ihre Tätigkeit in den NGOs, welche zu hohem Bewusstsein für strukturelle Ursachen, aber auch Veränderungswünschen der Gesellschaft und Politik führten.
Relativ gesehen muss das Ergebnis insofern werden, als, dass diese Studie nur auf MigrantInnen, die in irgendeiner Form Hilfe bei NGOs suchten oder selbst welche gründeten, fußte und – als qualitative Forschung - nicht ein Abbild aller RückkehrerInnen sein kann, von welchen mit Sicherheit viele nicht diesen Weg des „Empowerment“, wie einige der InterviewpartnerInnen es nannten, einschlugen.
This thesis sets out to explore a small aspect of the vast field of connections between development, migration and politics in the Philippines. Here, migration became a state-led development path in the 1970s with the ambiguous outcome of leaving many of the national labour force abandoned, exploited and oppressed in various work sites around the world. While the Philippines have overseas governmental institutions in most receiving countries, migrants cannot be protected against all eventualities and due to the economic dependence of the Philippines, the country also does not dare interfering in every situation.
With this background, the study tries to figure out how migrants after their return perceive the Philippine state and their migration experience. More exactly, the study concentrates on whether migrants become 'politically conscious', broadly defined as critically aware of socio-economic structures, a politicised role of themselves and the joint role of labour migrants in the country. Some empirical researchers and theorists have induced the possibility of migrants as actors of change who bring home often normatively loaded ideas from their destination country. This notion of one-way remittances of political ideas could not necessarily find confirmation in this thesis.
Rather to the contrary, the main results are that migrants often face difficulties which lead to them having to anticipate change, approach governmental and non-governmental organisations and stand up for their rights. Although these are not always successful attempts to impose themselves on their rights, some changes to the Philippine state have been induced by migrants in general. These are particularly the passing of the Absentee Voting Bill and in combination with grassroot mobilisation and protest in the Philippines, the overthrow of the authoritarian regime in the 1980s. Hence, this study on top presents influences of Philippine migrants on the political system at home and tries to pin down migrants' role in democratisation processes.
Im Zentrum dieser Diplomarbeit steht das ambivalente Verhältnis von Politik und Migration auf den Philippinen, welches spätestens seit den 1970er Jahren davon geprägt ist, dass Regierungen Migration forcieren. In diesem weiten Forschungsfeld wird die Forschungsfrage auf die Aspekte des politischen Bewusstseins, politischer Aktivität von und Demokratisierung durch MigrantInnen begrenzt. Die konkret zugrunde liegenden Forschungsfragen lauten:
Wie ist das politische Bewusstsein von RückkehrerInnen nach ihrer Rückkehr aufgebaut und worin drückt es sich aus?
Welche Faktoren im Migrationsprozess führen dazu, dass politisches Bewusstsein entsteht und es zu politische Partizipation kommt?
Inwiefern können diese Prozesse als Demokratisierung verstanden werden?
Antworten auf diese Fragen werden in dieser Diplomarbeit zunächst in theoretischen Ansätzen gesucht. Hier zeigt sich, dass sowohl Ansätze zu externer Demokratie als auch aus Migrationstheorien kommend - vor allem Transnationalismus - MigrantInnen als Akteure wahrnimmt. Klare Antworten, inwiefern dies von statten geht, bleiben theoretische Annahmen – mit wenigen Ausnahmen wie dem Hervorheben von Medien oder wohltätigen und politischen Heimatclubs - eher schuldig. Diese sind erst in praktischen Studien zu finden. Hier gibt es Ansätze, die in der Arbeit auch Behandlung finden, wie politische Rücksendungen (political remittances), transnationale politische Aktivität, Diffusion von Normen und Ideen. Es kristallisiert sich in diesem Teil der Arbeit heraus, dass politische Rücksendungen nicht als ein lenkbarer, normativ geladener, positiver Aspekt von migrantischem Einfluss auf die Heimat gesehen werden können. Diese beinhalten auch anti-demokratische Tendenzen oder Abhängigkeiten der Heimatgemeinde von den MigrantInnen, was sozio-ökonomische Ungleichheiten verstärkt.
Im Falle der Philippinen können MigrantInnen eindeutig als politische AkteurInnen wahrgenommen werden. Bei dem Sturzes des Marcos Regimes 1986 waren unter anderem Netzwerke von MigrantInnen in den USA daran beteiligt, eine kritische Stimmung in der Heimat und unter amerikanischen PolitikerInnen zu schaffen und die erste demokratisch gewählte Präsidentin nach dem Umsturz kehrte selbst gewissermaßen aus dem Exil zurück. MigrantInnen haben auch in anderer Hinsicht eine Rolle bei der Ausdehnung der Inklusion politisch demokratischer Rechte gespielt. Es kam zu Kampagnen für externe Wahlrechte, was bis zu diesem Zeitpunkt fast ein Zehntel der potentiell zurückkehrenden, im Ausland wohnenden philippinischen Bevölkerung betraf. 2004 kam es zur Ratifikation dieses Rechts.
In der empirischen Studie, die ich selbst durchführte, haben sich auch Aspekte von Demokratisierung gezeigt, diese fußten aber eher auf einer erhöhten politischen Handlungsbereitschaft und -fähigkeit denn auf prozeduralen Kriterien politischer Partizipation, denn gewählt hatten die befragten MigrantInnen auch schon vor ihrer Migrationserfahrung. Der zentrale Aspekt in den Interviews war das selbst Erleben von Ausnutzungs- und Unterdrückungsverhältnissen im Ausland, das die Menschen dazu brachte, Hilfe bei Nichtregierungsorganisationen, Regierungsinstitutionen der Empfängerländer und des Heimatstaates sowie untereinander zu suchen. Erhöhtes politisches Bewusstsein zeigte sich bei fast allen InterviewpartnerInnen, jedoch war bei einigen nicht unbedingt die eigene Reflexion dieser Ausnutzungsverhältnisse alleine ausschlaggebend, sondern ihre Tätigkeit in den NGOs, welche zu hohem Bewusstsein für strukturelle Ursachen, aber auch Veränderungswünschen der Gesellschaft und Politik führten.
Relativ gesehen muss das Ergebnis insofern werden, als, dass diese Studie nur auf MigrantInnen, die in irgendeiner Form Hilfe bei NGOs suchten oder selbst welche gründeten, fußte und – als qualitative Forschung - nicht ein Abbild aller RückkehrerInnen sein kann, von welchen mit Sicherheit viele nicht diesen Weg des „Empowerment“, wie einige der InterviewpartnerInnen es nannten, einschlugen.
This thesis sets out to explore a small aspect of the vast field of connections between development, migration and politics in the Philippines. Here, migration became a state-led development path in the 1970s with the ambiguous outcome of leaving many of the national labour force abandoned, exploited and oppressed in various work sites around the world. While the Philippines have overseas governmental institutions in most receiving countries, migrants cannot be protected against all eventualities and due to the economic dependence of the Philippines, the country also does not dare interfering in every situation.
With this background, the study tries to figure out how migrants after their return perceive the Philippine state and their migration experience. More exactly, the study concentrates on whether migrants become 'politically conscious', broadly defined as critically aware of socio-economic structures, a politicised role of themselves and the joint role of labour migrants in the country. Some empirical researchers and theorists have induced the possibility of migrants as actors of change who bring home often normatively loaded ideas from their destination country. This notion of one-way remittances of political ideas could not necessarily find confirmation in this thesis.
Rather to the contrary, the main results are that migrants often face difficulties which lead to them having to anticipate change, approach governmental and non-governmental organisations and stand up for their rights. Although these are not always successful attempts to impose themselves on their rights, some changes to the Philippine state have been induced by migrants in general. These are particularly the passing of the Absentee Voting Bill and in combination with grassroot mobilisation and protest in the Philippines, the overthrow of the authoritarian regime in the 1980s. Hence, this study on top presents influences of Philippine migrants on the political system at home and tries to pin down migrants' role in democratisation processes.