Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Rolle des Geschlechts eines Kindes in Hinblick auf seine Bindungsbeziehung zu einer Betreuungsperson, der Tagesmutter. Wie aus der bestehenden Forschungsliteratur bekannt, können Geschlechtseffekte in Kindertagesstätten gefunden werden. Mädchen weisen in diesem Zusammenhang bessere Bindungsbeziehungen zu den Erzieherinnen auf, als die Buben. Aufgrund heterogener Befunde rund um den Einfluss des Temperaments des Kindes und Ergebnissen, dass sich die Bindung eines Kindes zu seiner Erzieherin über die Zugehörigkeit einer Kindergruppe vorhersagen ließ (Ahnert, Pinquart & Lamb, 2006), fanden auch das Temperament und die betreute Kindergruppe in der Arbeit Berücksichtigung. Untersuchungen zur Betreuung durch eine Tagesmutter gibt es nur wenige. Die Tagesmutter-Betreuung charakterisiert sich vor allem auch durch ein hohes Maß an Flexibilität, sodass die Zusammensetzung der Kindergruppe im Zuge einer Woche häufig wechseln kann. Um diese Variabilität abzubilden, wurde der rBA-Quotient erstellt. Alle Daten zur vorliegenden Untersuchung stammen aus dem Parenting & CoParenting Projekt der Universität Wien. 130 Kinder (76 Mädchen), im zweiten Lebensjahr, wurden einerseits bei ihren Eltern und bei ihren Tagesmüttern durch Projektmitarbeiterinnen besucht. Dabei wurde neben einer Vielfalt an diagnostischen Verfahren, der Attachment Q-Sort-G (Ahnert, in Druck) durchgeführt, um so die Bindungssicherheit des Kindes zu seiner Bezugsperson zu ermitteln. Die Mütter, sowie die Tagesmütter, füllten ebenso den Fragebogen zur Einschätzung des Temperaments des Kindes, die Toddler Temperament Scale TTS (Fullard, McDevitt & Carey, 1984) aus. Es zeigte sich, dass weder Mütter noch Tagesmütter unterschiedliche Bindungs¬beziehungen zu dem Kind in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes aufwiesen. Jedoch waren die Kinder signifikant besser an die Tagesmütter gebunden, was die Hypothese zur möglichen Kompensation von Bindungsbeziehungen stärkt (Van Ijzendoorn, Sagi & Lambermon, 1992). Des Weiteren konnte eine Abhängigkeit der Bindungssicherheit, zur Tagesmutter, und zur Mutter, gegenüber Aspekten der Intensität des Temperaments des Kindes beobachtet werden. Das Geschlecht des Kindes spielte hierbei keine Rolle. Kinder, welche weniger temperamentvoll reagieren, bauen demnach häufiger eine sichere Bindung auf. Die Gruppengröße, sowie die Anzahl verfügbarer Spielpartner, waren sowohl für Mädchen, wie auch für Buben kein Prädikator für die Bindungssicherheit. Auch die Variabilität innerhalb der Kindergruppe zeigte, anhand der Untersuchung des rBA-Quotienten, für Buben und Mädchen keinen Einfluss auf die Bindungsbeziehung zu ihren Tagesmüttern. Dies untermauert die kindzentrierte Ausrichtung der Tagesmutter-Betreuung.