Abstract (deu)
Seit dem ersten Jahrhundert – nach der Formung des Islams ˗ prägte der Felsendom in Jerusalem die Entwicklung der muslimischen Architektur. Als prächtiger Monumentalbau am Tempelberg errichtet, ging das Bauwerk ins kollektive Bewusstsein religiöser wie nicht-religiöser Menschen ein. Der Bau mit seiner herausragenden Bedeutung wurde über die Jahrhunderte mit unterschiedlichen Traditionen und Ritualen konnotiert – ein Umstand, der bis heute anhält.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob der Felsendom in der ihm nachfolgenden islamischen Architektur eine Nachahmung erfuhr. Mittels einer genauen Darstellung historischer Gegebenheiten sowie einer detaillierten architektonischen vergleichenden Analyse wird auf die Rezeption dieses Bauwerks in der islamischen Welt eingegangen. Dabei spielt die Rolle des Felsendoms, die Verbindung des Auftraggebers zu Jerusalem und die Ähnlichkeit bestimmter Bauwerke gleichermaßen eine Rolle.
Aufbauend auf Richard Krautheimers Theorie und Barbara Finsters Determinierungen hinsichtlich arabischer Architekturbeschreibungen, kommt dem Felsendom die Rolle des Prototyps zu. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Fragestellung, ob die Theorie Krautheimers, die sich auf das christliche Mittelalter bezieht, auch in der islamischen Kunstgeschichte eine Berechtigung hat. Dies wird in der vorliegenden Arbeit anhand der Analyse der Qubbat as-Sulaibiyya, des Qalaʿun Mausoleums und der Grablege Süleymans diskutiert. Damit einhergehend wird des Weiteren erörtert, ob es sich bei diesen späteren Bauten tatsächlich um eine Kopie des Felsendoms handeln kann. Durch die Zerlegung der einzelnen Bauwerke in ihre charakteristischen Elemente und eine vergleichende architektonische wie historische Analyse wird hierfür ein neuer Ansatz etabliert, welcher den Schluss nahelegt, dass die betrachteten Bauten eine Kopie im Sinne Krautheimers darstellen. Damit ist die Anwendbarkeit von Krautheimers Theorie auf die muslimische Architektur am Beispiel des Felsendoms belegt.
Die in dieser Arbeit behandelten Gebäude stammen aus der Zeit der Abbasiden, der Mamluken sowie der Osmanen. Dem östlichen Raum des muslimischen Einflussgebietes wird weniger Aufmerksamkeit zuteil. Dieses Gebiet mit seiner vorhandenen Mogularchitektur bietet ein reiches Repertoire an möglichen Kopien des Felsendoms, auf die in zukünftigen Betrachtungen eingegangen werden sollte.