Abstract (deu)
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Viele gedruckte Zeitungen verlieren zusehends an Auflage, während besonders junge Menschen mittlerweile hauptsächlich auf meist kostenlos nutzbare Online-Medien zurückgreifen, um sich selektiv weil interessengeleitet zu informieren und zu kommunizieren. Da das Lesen längerer Texte am großen Computer-Bildschirm wenig komfortabel ist, gewinnen intuitiv bedienbare, mobile elektronische Lesegeräte wie der Tablet-Computer und der E-Reader an Bedeutung. Letztgenannte bieten durch die Verwendung von E-Ink- und ähnlichen Technologien eine Leseoberfläche, die derjenigen von bedrucktem Papier sehr nahe kommt. Die Verbreitung genannter Innovationen steigt derzeit weltweit stetig an, was auch daran liegen dürfte, dass diese (besonders aber die oft teuren Tablets wie das „iPad“) längst auch zum Lifestyle-Accessoire und Ausdruck eines individuellen Lebensstils geworden sind. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die elektronischen Lesegeräte auch die Lesegewohnheiten der Nutzer verändern.
Die Verlagsbranche versucht den mit der fortschreitenden Digitalisierung der Branche eingehenden Umwälzungen mit neuen Geschäftsmodellen zu begegnen. Zum einen sind viele Verlagshäuser bestebt, die elektronischen Lesegeräte als legitime Nachfolger der gedruckten Zeitung zu bewerben und redaktionell produzierte Inhalte anhand der Einführung und Vermarktung sogenannter Apps zu monetarisieren. Diese kleinen Programme sind speziell für Smartphones und Tablets konzipiert, wobei ihre Nutzung oftmals den Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements erfordert. Dies dürfte zur Folge haben, dass viele Nutzer weiterhin online auf die nach wie vor meist frei zugänglichen Nachrichten-Websites der Verlagshäuser zurückgreifen. Allerdings sind auch einige dieser bereits hinter sogenannten „Bezahlschranken“ verschwunden. Ein anderer strategischer Schritt besteht darin, die gedruckte Zeitung am Markt neu zu positionieren, was sich oftmals in verstärkter journalistischer Hintergrundberichterstattung im Bereich Print bemerkbar macht.
Der soziale Wandel, von Metaprozessen wie „Mediatisierung“ (Konzept des deutschen Kommunikationswissenschaftlers Friedrich Krotz), Individualisierung, Kommerzialisierung und Globalisierung begleitet und beeinflusst, hat längst die Rolle des Mediennutzers, aber auch die des Journalisten neu definiert. Mit den Umwälzungen einher geht die Etablierung neuer Technologien und die Veränderung der Kommunikationskultur, was weitreichende Konsequenzen für Gesellschaft und Individuum mit sich bringt. Theorien der von Soziologen wie Anthony Giddens und Ulrich Beck, die sich in vielen ihrer Arbeiten mit dem sozialen Wandel und dessen Folgen für Gesellschaft und Individuum beschäftigen, können zur wissenschaftlichen Einordnung der Vorgänge in der sich wandelnden Medienbranche angewendet werden. So dürfte etwa das Vertrauen des Individuums in abstrakte Systeme (Giddens) mit der zunehmenden Technisierung des Alltags massiv an Bedeutung gewinnen, mehr noch zunehmend zur Voraussetzung für die Bewältigung des Lebens in der modernen Gesellschaft werden.