Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung von Zeppelin- Luftschiffen in Deutschland anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Zusammenspiel von Gesell- schaft und technologischer Entwicklung, besonders der finanziellen Unterstützung des Projektes durch eine breite Öffentlichkeit. Aus der Tatsache, dass Unterstützer keinen persönlichen Vorteil zu erwarten hatten ergibt sich die Frage, warum sie Graf Zeppelin unterstützten. Außerdem ist interessant, warum sich diese Unterstützung nach Jah- ren relativen Desinteresses vergleichsweise schnell entwickelte.
Unter Verwendung des SCOT (Social Construction of Technology) - Ansatzes wird untersucht wie diese Technologie nach Jahren des Schattendaseins binnen relativ kurzer Zeit zu großer Popularität ge- langte. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Zeit um den Sommer 1908, zu der das öffentliche Desinteresse in breit angelegte
Unterstützung umschlug.
Zusätzlich zu SCOT finden so genannte Sociotechnical Imaginaries
Verwendung. Dieser Ansatz erlaubt in der Kombination mit SCOT eine weitergehende Analyse. Insbesondere die Bedeutung von Zeit- lichkeit und zukunftsgerichteten Erwartungen für den Prozess der Technologieentwicklung können so besser abgebildet werden.
Die Analyse kommt zu dem Schluss dass die Veränderung in der Wharnehmung des Zeppelins in der Öffentlichkeit auf eine Kombi- nation mehrerer Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen technologi- sche Fortschritte was die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Luftschiffe betrifft, zum anderen ein Zusammentreffen mit vorteilhaf- ten sozialen und politischen Umständen im Sommer des Jahres 1908. Außerdem ist festzustellen dass der Zeppelin von politischen Span- nungen profitierte, in denen er jedoch genutzt wurde, um Stimmung gegen die Wilhelminische Monarchie zum Ausdruck zu bringen, wo- von dieser wiederum profitierte.
Außer den Beiträgen zur Geschichte des Zeppelins leistet die vor- liegende Arbeit darüber hinaus einen Beitrag zur Verwendung von SCOT zur Betrachtung technologischer Entwicklungsprozesse. Durch die Integration von Sociotechnical Imaginaries wird es ermöglicht zeit- liche Aspekte, eine Dimension die von SCOT nicht zentral behandelt wird, sowie deren Entstehung besser in die Betrachtungen der tech- nologischen Entwicklung einzubeziehen.