Abstract (deu)
Die Commenda diente im Mittelalter zur Finanzierung von Seehandelsreisen typischerweise rund um das Mittelmeer. Sie gilt als die Vorgängerin der Kommanditgesellschaft. Wesentliche Merkmale der Commenda waren ihre auf eine Handelsreise begrenzte Dauer, die Haftungsfreistellung des – redlichen – reisenden Kaufmannes und seine Gewinnbeteiligung von meist einem Viertel. Die Ursprünge der Institution scheinen im arabischen Karawanenhandel zu liegen, auch bei jüdischen Händlern, im byzantinischen Reich, ja sogar im alten Babylon lassen sich Vorgänger festmachen. Am Beispiel Venedig wird gezeigt, wie zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die Voraussetzungen für das Aufblühen der Collegantia, der venezianischen Variante der Commenda, geschaffen wurden. Wesentliche Faktoren waren in Venedig u.a. die dominierende Kaufmannsoligarchie, die öffentliche Regulierung und Förderung der Handelsschifffahrt und die enge Beziehung zu Byzanz. Auf Basis umfangreicher Primärquellen, besonders der vielen aus dieser Zeit erhaltenen Notariatsakte, lässt sich ganz spezifisch zeigen, wie sich das günstige Umfeld auf die Formwahl der Marktteilnehmer auswirkte. Die Commenda war ein wesentliches Element der als „Kommerzielle Revolution“ bezeichneten Wachstumsphase des Hochmittelalters.
Die moderne Private Equity Industrie gilt als Motor wirtschaftlichen Wachstums. Es wird gezeigt, dass sie die soeben erwähnten wesentlichen Merkmale mit der Commenda teilt. Der überwiegende Anteil der Private Equity Gesellschaften ist als Limited Partnership strukturiert, die einer Kommanditgesellschaft entspricht. Beide Institutionen sind typische Risikogeschäfte mit ausgeprägter Informationsasymmetrie.
Der historische Ansatz der Neuen Institutionenökonomie liefert eine Methode, um die Übereinstimmung der beiden Institutionen zu vergleichen. Es kann so erklärt werden, wie analoge Problemstellungen auch in ganz anderem historischen Kontext zu analogen Lösungen führten. Ein Schlüssel ist hierbei die Prinzipal-Agent Theorie, die Transaktionskostentheorie und die neoinstitutionelle Vertragstheorie. Es lässt sich so ein historisches Forschungslabor konstruieren, in dem die Kausalität der besonderen Merkmale von Private Equity Gesellschaften beleuchtet werden kann.