Abstract (deu)
Formgedächtnislegierungen (SMA's) sind wissenschaftlich und technologisch von großem Interesse. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde die ferromagnetische SMA Ni54Mn25Ga21 untersucht. Ziel war es, den Effekt der Korngröße auf die martensitische Phasentransformation zu untersuchen. Um eine Verkleinerung der Körner bis in den Bereich von rund 100 nm zu erzielen wurde das Material durch Hochdrucktorsion (HPT) bis zu einem Deformationsgrad von 6 x 10^5 % verformt. Vor und nach Hochdruckverformung, sowie nach HPT und anschließender Wärmebehandlung wurden in systematischer Weise Untersuchungen mittels Transmissionselektronenmikroskopie, Differentialrasterkalorimetrie sowie Röntgenbeugung durchgeführt.
Als Ergebnis der Experimente zeigt sich, dass die Korngröße vor HPT im Bereich von mehreren hundert Mikrometern liegt. Die kristalline Struktur der groben Körner wurde als geordneter nichtmodulierter tetragonaler 2M-Martensit identifiziert. Hochdrucktorsion induzierte eine starke Fragmentierung der Körner hauptsächlich durch die Bildung von Subkorngrenzen. Die entstehende submikrokristalline Struktur enthält eine ungeordnete fct Struktur, die durch chemischen Entordnung der martensitischen 2M Phase entsteht. HPT induziert ebenso eine strukturelle Transformation, da nach der Hochdeformation auch die ungeordnete fcc-Gammaphase auftritt. Durch die starke chemische Entordnung und durch die die Bildung der fcc Phase wird die thermisch induzierte martensitischen Rückumwandlung zum Austenit vollständig unterdrückt. Hingegen tritt durch isochrones Heizen zunächst eine Phasenunmwandlung fcc/fct nach bcc (ungeordnet kubisch raumzentriert) auf. Dieser Prozess ist bei einer Temperatur von rund 420 °C abgeschlossen. Nach weiterem isochronen Heizen bis zu einer Temperatur von 500 °C wandelt die bcc Struktur durch die Einstellung chemischer Ordnung in die austenitsche Heusler-Phase um. Hingegen findet durch diese Wärmebehandlung kein nennenswertes Kornwachstum statt (die durchschnittliche Korngröße liegt bei ca. 140 +/- 6 nm).
In den kleinen Körner tritt beim Abkühlen wieder eine martensitische Phasenumwandlung auf. Allerdings wandelt durch den Einfluss der kleinen Korngröße der Austenit in die modulierte 7M Struktur des Martensits um. Das Auftreten der metastabilen 7M Phase auf Kosten der 2M Gleichgewichtsstruktur wird durch den Einfluss der Korngröße auf die freie Enthalpie der 2M Phase erklärt. In kleinen Körnern ermöglicht die 7M Struktur eine optimale Akkommodation der Umwandlungsverzerrungen. Ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit ist, dass das Modell einer adaptiven Struktur des Martensits erstmals erfolgreich für die physikalische Interpretation der Stabilisierung der 7M Phase in kleinen Körner angewandt wurde.