Abstract (deu)
Heteropoda venatoria (Sparrasidae) gehört wie auch Cupiennius salei (Ctenidae) zu den Jagdspinnen. Sie bauen keine Netze sondern ergreifen ihre Beute als sogenannte Lauerjäger. Drüber hinaus gibt es bis heute, mit Ausnahme von einigen wenigen Informationen bezüglich Körperbau und Lebensdauer, kaum Informationen zu Heteropoda venatoria im Gegensatz zu Cupiennius salei, über welche man in den letzten Jahrzehnten, dank zahlreicher Studien, großes Wissen erlangen konnte.
Auf Grund dieser Tatsache, aber auch auf Grund dessen, dass diese beiden Spinnenarten ein ähnliches Leben führen und in ähnlichen Habitaten vorkommen, und dennoch völlig unterschiedlich sind was die Größe und die Anordnung ihrer Augen anbelangt, ist es von großem Interesse das visuelle System von Heteropoda venatoria näher zu beleuchten. Mit Hilfe zweier Verhaltensexperimente und dem Vermessen der Sehfelder sollten erste Daten gewonnen werden.
Hierzu wurden mit Hilfe eines Goniometers die Ausmaße der Sehfelder der Sekundäraugen näherungsweise ermittelt um so auf die Gesichtsfelder schließen zu können. Es konnte gezeigt werden, dass diese einen Großteil der Umgebung der Spinne abdecken, wobei die AL Augen die Front betrachten, die PM Augen nahezu die gesamte obere Hemisphäre abdecken und die PL Augen für die Abdeckung der Seite, vor allem der hinteren Seite, verantwortlich sind. Die AM Augen konnten auf Grund des Fehlens eines Tapetums mit der hier angewandten Methode nicht untersucht werden. Weiters zeigten die Ergebnisse nur geringe Unterschiede zwischen den Augenfeldern der Weibchen und der Männchen, wobei erstere die etwas kleineren haben. Sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Augentypen gibt es Überlappungen der Gesichtsfelder.
Im ersten Verhaltensexperiment sollte herausgefunden werden ob Heteropoda ein visuell gesteuertes Verhalten zeigt und ob sie, sofern sie Objekte überhaupt wahrnimmt, zwischen verschiedenen Objekten unterscheiden kann. Die Spinnen wurden in eine Laufarena gesetzt in welcher in der ersten Versuchsreihe gleichzeitig zwei unterschiedlich breite schwarze Papierrechtecke präsentiert wurden. Es hat sich gezeigt, dass die breiteren bevorzugt wurden und, dass, bei ähnlich breiten Objekten, beide ähnlich oft angelaufen werden. In einer zweiten Versuchsreihe wurde nacheinander immer nur ein Objekt, mit unterschiedlichen Breiten, präsentiert. Je schmäler diese waren umso weniger oft wurden sie angelaufen woraus geschlossen werden kann, dass die Augen von Heteropoda venatoria zumindest eine räumliche Auflösung von 4-8° erreichen.
Im zweiten Verhaltensexperiment wurden die Laufspuren von Heteropoda venatoria mit denen von Cupiennius salei verglichen. Cupiennius hat in zahlreichen Beobachtungen ein Art Zick-zack-Lauf gezeigt wenn sie sich auf ein Objekt zubewegt. Es wird angenommen, dass dieses Verhalten dazu dient, besser zwischen Objekten in unterschiedlichen Entfernungen unterscheiden zu können und so eine Art Tiefensehen auf Grund von Bewegungsparallaxe zu ermöglichen.
In diesem Experiment, in welchem beide Spinnen je 25 Läufe auf ein präsentiertes Objekt machen mussten, konnte gezeigt werden, dass Heteropoda venatoria keine Zick-zack- sondern vielmehr sehr geradlinige und direkte Läufe macht. Daraus kann geschlossen werden, dass sie, wenn überhaupt, auf eine andere Art Distanz- und Tiefeninformationen gewinnt.
In dieser Studie konnten erste Informationen über das visuelle System von Heteropoda venatoria gewonnen werden und in einem Vergleich mit Cupiennius salei gezeigt werden, dass die Funktion der Augen dieser Spinnen ähnlicher zu sein scheinen als deren Position und Größe dies vermuten ließen.