Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit entstand im Kontext des interdisziplinären Forschungsprojekts „Lebensqualität im Pflegeheim“, das an der Universität Wien von 2007 bis 2010 durchgeführt wurde. An dem Projekt war neben dem Institut für Soziologie und dem Institut der Pflegewissenschaft auch das Institut der Bildungswissenschaft – im Speziellen die Psychoanalytische Pädagogik – beteiligt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Pflegepersonen und ihr situatives Agieren im Pflegekontext. Vor psychoanalytisch-pädagogischem Hintergrund wird zum einen der Frage nachgegangen, welche innerpsychischen Gegebenheiten entscheidend dafür sind, wie sich Angehörige des Pflegepersonals zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Situation verhalten, in der sie in einer bestimmten Rolle vor der Aufgabe stehen, professionell zu handeln und zum anderen wie diese Momente im Handeln der Pflegepersonen zum Ausdruck kommen. Als Forschungsmethode kam die psychodynamische Beobachtung nach dem Tavistock-Konzept sowohl als Erhebungs- als auch als Auswertungsmethode zum Einsatz, wobei vier PflegeheimbewohnerInnen eines Wiener Pflegeheims beobachtet wurden. Für die Analyse der Beobachtungsprotokolle hinsichtlich praxisleitender Momente wurden ausschließlich Protokolle herangezogen, die Pflegehandlungen im engeren Sinne in den Blick nehmen, da in diesen, neben den PflegeheimbewohnerInnen vor allem die Pflegepersonen im Fokus der Beobachtungen standen.
Die Analyseergebnisse zeigen unter anderem, dass Pflegepersonen in ihrer täglichen Arbeit mit angenehmen Momenten, aber über weite Strecken auch mit unangenehmen und belastenden Themen konfrontiert werden, wie beispielsweise den physischen und kognitiven Abbau der HeimbewohnerInnen oder auch verbalen oder körperlichen Attacken der BewohnerInnen. Es zeigt sich, dass sie trotz der hohen emotionalen Belastung bestrebt sind, den BewohnerInnen in freundlicher und zuvorkommender Art und Weise zu begegnen. Dies gelingt ihnen, indem sie emotional belastende, mitunter auch bedrohliche Aspekte ihrer Arbeit aus dem bewusst Wahrnehmbaren ausgrenzen und ihre Aufmerksamkeit beispielsweise auf körperlich-pflegerische Tätigkeiten fokussieren oder sich mit dem bereits erworbenen Wissen über die jeweilige Person, bestimmte Handlungsweisen der BewohnerInnen zu erklären versuchen. Schließlich wurden in dieser Arbeit auf der Grundlage der Analyseergebnisse, Überlegungen zur Ausbildung von Pflegepersonen angestellt.