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Title (deu)
Stefan Wurm
das Leben des Wiener Linguisten aus ethnohistorischer, biographiegeschichtlicher Sichtweise und seine Bedeutung für die Kultur- und Sozialanthropologie unter besonderer Berücksichtigung seiner Forschungen in Australien und Ozeanien
Author
Katharina Hobiger
Adviser
Hermann Mückler
Assessor
Hermann Mückler
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Leben des Wiener Linguisten Stefan Wurm unter besonderer Berücksichtigung seiner Forschungen in Australien und Ozeanien. Geboren als Istvan (Stefan) Adolphe Wurm im Jahre 1922, wuchs er in Wien auf und zeigte immer schon ein großes Talent für das Erlernen von Sprachen, so war er bereits in jungen Jahren ein hochbegabter Polyglott. Er studierte am Wiener Institut für Orientalistik und legte im Alter von 22 Jahren sein Rigorosum ab, mit der Dissertation „Die Özbekische Volkssprache“. Im Nebenfach studierte er am damaligen Wiener Institut für Völkerkunde, wo die regen Kontakte zu den Steyler Missionaren (St. Gabriel) und vor allem zu Pater Wilhelm Schmid, das Interesse für die Sprachenvielfalt des Südpazifiks in ihm weckten. Von Anfang an faszinierte ihn die Insel Neu Guinea, die zur damaligen Zeit in vielerlei Hinsicht, vor allem in linguistischer, größtenteils eine terra incognita darstellte. Um seiner Leidenschaft zu folgen, emigrierte er im Jahr 1954 mit seiner Frau Helene Gröger-Wurm, die ebenfalls Studentin am Wiener Institut für Völkerkunde gewesen war, nach Australien. An der Australian National University in Canberra wurde er im Jahr 1968 der erste Institutsvorstand des Departments of Linguistics, an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Unter dem Namen Prof. Stephen A. Wurm ging er in die Geschichte der Australian National University ein und verstarb im Oktober 2001. Im Jahr 2005 verstarb auch seine Frau in Canberra. Stefan Wurm und seine Frau Helene-Gröger Wurm hinterließen der Australian National University einen literarischen Nachlass von großem Ausmaß, der seit dem großen Archivierungsprojekt 2007 für akademische Zwecke frei zugänglich ist. Die Methoden, die in meiner Arbeit angewendet werden, stammen aus dem Instrumentarium der ethnohistorischen und biographiegeschichtlichen Forschung, denn das Ziel meiner Arbeit ist eine Darstellung seines Lebens, einerseits durch literarische und archivalische Quellen, die mir durch seinen Nachlass und den seiner Frau zur Verfügung standen. Andererseits wurden diese durch Interviews und persönliche Gespräche mit seiner Schwester Anna Appel und ehemaligen KollegInnen des Instituts für Linguistik in Canberra ergänzt. Diese Aussagen und Hinweise kompetenter Personen erlaubten mir, die Bedeutung des wissenschaftlichen Vermächtnisses Stefan Wurms in einen linguistischen Kontext einzuordnen, wofür ich mich als Kultur- und Sozialanthropologin nicht kompetent genug fühle. Die Fragen, die in dieser Arbeit behandelt und beantwortet werden, sind folgende: Was lässt sich anhand der vorhandenen Quellen über das Leben der Person Stefan Wurm sagen? Inwiefern waren und sind seine Werke von Bedeutung für die Kultur- und Sozial-anthropologie? Im Anschluss an den Hauptteil der Arbeit, der sich einer biographischen Annäherung an Stefan Wurms Leben widmet, angefangen bei seiner Kindheit und Ausbildung in Wien, seiner Migration nach Australien und seinem Wirken an der Australian National University bis hin zu seinem überraschenden Tod, zitiere ich epistolarische Quellen aus dem Nachlass Helene Gröger-Wurms. Dabei handelt es sich um zuvor unbearbeitete Briefe Stefan Wurms an seine Frau von ausgewählten Forschungsreisen der 1950er Jahren, wobei ich den Schwerpunkt auf seine erste von vielen Neu Guinea Expeditionen im Jahr 1958 legte. Stefan Wurm hat zweifellos Pionierarbeit auf vielen Gebieten geleistet. Seine Sprachaufnahmen von Aboriginal languages in den 1950er Jahren gehören zu den ältesten Aufzeichnungen in Australien, die heute noch in gutem Zustand erhalten sind. Ebenso fertigte er Sprachaufnahmen von Papuan Languages in beträchtlichem Ausmaß an. Einige dieser Sprachen waren zuvor unbeschrieben oder sind heute bereits als gefährdete oder bereits ausgestorbene Sprachen zu betrachten. Für viele dieser Sprachen verbleiben Stefan Wurms Aufnahmen heute die einzige Quelle. Diese Leistung kann durchaus als Pionierarbeit bezeichnet werden und dadurch, dass die Sprache in gewisser Weise den Zugang zu einer Gesellschaft bietet, hat seine Arbeit auch vielen EthnologInnen die Türen für Feldforschungen geöffnet. Auf Grund der Fülle der vorgefundenen Materialien kann diese Arbeit nur einen ersten Überblick über Stefan Wurms Leben darstellen und erhebt keinen Anspruch auf biographische Vollständigkeit. Dennoch sehe ich durch jene vorliegende Arbeit die Möglichkeit Stefan Wurms Vermächtnis in seine Heimat Wien zurückzubringen, ihm in akademischen Kreisen einen ihm gebührenden Grad an Bekanntheit zu verleihen und Impulse und Ideen für mögliche weitere Forschungen zu geben. Denn seine Publikationen und sein reichhaltiges ethnographisches und linguistisches Material sind es wert, nicht vergessen zu werden.
Keywords (eng)
Pacific LinguisticsPreserving Dangered Languages
Keywords (deu)
Südpazifische SprachenLinguistik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1289234
rdau:P60550 (deu)
130 S. : Ill.
Number of pages
141
Members (1)
Title (deu)
Stefan Wurm
das Leben des Wiener Linguisten aus ethnohistorischer, biographiegeschichtlicher Sichtweise und seine Bedeutung für die Kultur- und Sozialanthropologie unter besonderer Berücksichtigung seiner Forschungen in Australien und Ozeanien
Author
Katharina Hobiger
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Leben des Wiener Linguisten Stefan Wurm unter besonderer Berücksichtigung seiner Forschungen in Australien und Ozeanien. Geboren als Istvan (Stefan) Adolphe Wurm im Jahre 1922, wuchs er in Wien auf und zeigte immer schon ein großes Talent für das Erlernen von Sprachen, so war er bereits in jungen Jahren ein hochbegabter Polyglott. Er studierte am Wiener Institut für Orientalistik und legte im Alter von 22 Jahren sein Rigorosum ab, mit der Dissertation „Die Özbekische Volkssprache“. Im Nebenfach studierte er am damaligen Wiener Institut für Völkerkunde, wo die regen Kontakte zu den Steyler Missionaren (St. Gabriel) und vor allem zu Pater Wilhelm Schmid, das Interesse für die Sprachenvielfalt des Südpazifiks in ihm weckten. Von Anfang an faszinierte ihn die Insel Neu Guinea, die zur damaligen Zeit in vielerlei Hinsicht, vor allem in linguistischer, größtenteils eine terra incognita darstellte. Um seiner Leidenschaft zu folgen, emigrierte er im Jahr 1954 mit seiner Frau Helene Gröger-Wurm, die ebenfalls Studentin am Wiener Institut für Völkerkunde gewesen war, nach Australien. An der Australian National University in Canberra wurde er im Jahr 1968 der erste Institutsvorstand des Departments of Linguistics, an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Unter dem Namen Prof. Stephen A. Wurm ging er in die Geschichte der Australian National University ein und verstarb im Oktober 2001. Im Jahr 2005 verstarb auch seine Frau in Canberra. Stefan Wurm und seine Frau Helene-Gröger Wurm hinterließen der Australian National University einen literarischen Nachlass von großem Ausmaß, der seit dem großen Archivierungsprojekt 2007 für akademische Zwecke frei zugänglich ist. Die Methoden, die in meiner Arbeit angewendet werden, stammen aus dem Instrumentarium der ethnohistorischen und biographiegeschichtlichen Forschung, denn das Ziel meiner Arbeit ist eine Darstellung seines Lebens, einerseits durch literarische und archivalische Quellen, die mir durch seinen Nachlass und den seiner Frau zur Verfügung standen. Andererseits wurden diese durch Interviews und persönliche Gespräche mit seiner Schwester Anna Appel und ehemaligen KollegInnen des Instituts für Linguistik in Canberra ergänzt. Diese Aussagen und Hinweise kompetenter Personen erlaubten mir, die Bedeutung des wissenschaftlichen Vermächtnisses Stefan Wurms in einen linguistischen Kontext einzuordnen, wofür ich mich als Kultur- und Sozialanthropologin nicht kompetent genug fühle. Die Fragen, die in dieser Arbeit behandelt und beantwortet werden, sind folgende: Was lässt sich anhand der vorhandenen Quellen über das Leben der Person Stefan Wurm sagen? Inwiefern waren und sind seine Werke von Bedeutung für die Kultur- und Sozial-anthropologie? Im Anschluss an den Hauptteil der Arbeit, der sich einer biographischen Annäherung an Stefan Wurms Leben widmet, angefangen bei seiner Kindheit und Ausbildung in Wien, seiner Migration nach Australien und seinem Wirken an der Australian National University bis hin zu seinem überraschenden Tod, zitiere ich epistolarische Quellen aus dem Nachlass Helene Gröger-Wurms. Dabei handelt es sich um zuvor unbearbeitete Briefe Stefan Wurms an seine Frau von ausgewählten Forschungsreisen der 1950er Jahren, wobei ich den Schwerpunkt auf seine erste von vielen Neu Guinea Expeditionen im Jahr 1958 legte. Stefan Wurm hat zweifellos Pionierarbeit auf vielen Gebieten geleistet. Seine Sprachaufnahmen von Aboriginal languages in den 1950er Jahren gehören zu den ältesten Aufzeichnungen in Australien, die heute noch in gutem Zustand erhalten sind. Ebenso fertigte er Sprachaufnahmen von Papuan Languages in beträchtlichem Ausmaß an. Einige dieser Sprachen waren zuvor unbeschrieben oder sind heute bereits als gefährdete oder bereits ausgestorbene Sprachen zu betrachten. Für viele dieser Sprachen verbleiben Stefan Wurms Aufnahmen heute die einzige Quelle. Diese Leistung kann durchaus als Pionierarbeit bezeichnet werden und dadurch, dass die Sprache in gewisser Weise den Zugang zu einer Gesellschaft bietet, hat seine Arbeit auch vielen EthnologInnen die Türen für Feldforschungen geöffnet. Auf Grund der Fülle der vorgefundenen Materialien kann diese Arbeit nur einen ersten Überblick über Stefan Wurms Leben darstellen und erhebt keinen Anspruch auf biographische Vollständigkeit. Dennoch sehe ich durch jene vorliegende Arbeit die Möglichkeit Stefan Wurms Vermächtnis in seine Heimat Wien zurückzubringen, ihm in akademischen Kreisen einen ihm gebührenden Grad an Bekanntheit zu verleihen und Impulse und Ideen für mögliche weitere Forschungen zu geben. Denn seine Publikationen und sein reichhaltiges ethnographisches und linguistisches Material sind es wert, nicht vergessen zu werden.
Keywords (eng)
Pacific LinguisticsPreserving Dangered Languages
Keywords (deu)
Südpazifische SprachenLinguistik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1289235
Number of pages
141