Abstract (deu)
Viele Eigenschaften kristalliner Festkörper werden von Diffusion im Festkörper bestimmt. Die Bewegung einzelner Atome durch den Kristall wird häufig mittels Monte-Carlo Simulationen untersucht. Dabei muss für jeden möglichen Atomsprung die Energiedifferenz zwischen Ausgangs- und Endzustand des Kristalls bekannt sein. Die Genauigkeit der Monte-Carlo Simulationen hängt also von der genauen Kenntnis der
potentiellen Energie der betreffenden Struktur ab, welche mittels Dichtefunktionaltheorie (DFT) oder heuristischer Modelle berechnet werden kann. DFT Rechnungen sind grundsätzlich exakt, benötigen aber einen hohen Rechenaufwand und sind daher auf verhältnismäßig einfache Systeme beschränkt, wie beispielsweise hoch geordnete Strukturen aus wenigen Atomsorten. Die Cluster-Entwicklung (CE) ist eine mathematisch exakte Methode, mit der die Genauigkeit der DFT Rechnungen auf weit größere Rechenzellen übertragen werden kann. Gerade für binäre Legierungssysteme ist sie heute eine Standardmethode.
Die CE der potentiellen Energie ist eine Reihenentwicklung
in Clusterfunktionen auf geometrischen Figuren (Clustern) am Gitter und in effektive Clusterwechselwirkungen. Vom Standpunkt der Linearen Algebra ist die CE ein Basiswechsel von den kartesischen Koordinaten am Gitter in den Konfigurationsraum. Da es im Allgemeinen aber keinen analytischen Ausdruck für die Energie gibt, können die Entwicklungskoeffizienten nicht direkt berechnet werden und müssen mittels Fit an eine Menge bereits bekannter Energien ermittelt werden (Connolly-Williams Methode).
Für die Beschreibung des Leerstellenmechanismus der Diffusion muss die Leerstelle grundsätzlich als dritte Atomsorte behandelt werden. Die CE ist zwar auf Systeme mit beliebig vielen Atomsorten anwendbar, die Beschreibung wird aber sehr aufwendig. Im Falle der verdünnten Leerstellenkonzentration kann die Ternäre CE aber umgangen werden, indem man die Leerstellen als lokale Störungen im Kristall mittels der Lokalen Cluster-Entwicklung (LCE) behandelt.
Wir haben eine LCE für die technologisch interessante Superlegierung Ni3Al berechnet. Dabei haben wir an L1_2 und D0_{22}
Defekt-Konfigurationen gefittet. Die Gültigkeit der LCE ist daher auf diesen Konzentrationsbereich beschränkt.