Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird mit Hilfe Foucaults Gouvernementalitätskonzept einer „Technologie des Selbst“ sowie einer an daran angelehnte Subjektivationsthese
Judith Butlers eine Theorie des Bloggens formuliert. Nach einer Einleitung und Erläuterung der wichtigsten Begriffe folgt eine systematische Einordnung der Blogs, so dass eine Diskussion über ihre gesellschaftliche Rolle ermöglicht wird.
Mit Hilfe der Diskursanalyse nach Foucault werden dominante soziale Handlungsmuster analysiert und in Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Machtverhältnissen gesetzt. Anhand der Untersuchung von Politvideoblogs werden die politisch-diskursiven Charakteristika und Inszenierungsstrategien des
Subjekts herausgestellt. Die sukzessive Einbindung von Userinnen und Usern in den Produktionsprozess des Web 2.0 eröffnet einerseits neue Chancen gemeinsamen Agierens, führt aber andererseits zu hierarchischer Kontrolle,
sozialer Atomisierung und ökonomischen Verwertungsmechanismen. In kritischer Distanz zu technoliberalen Befreiungs- bzw. Emanzipationsdiskursen
einerseits und kulturpessimistischen Thesen andererseits, wird die Verflechtung von Kulturtechniken und -praktiken des Bloggens und gesellschaftlichen Machtstrukturen mit einem transdisziplinären Ansatz aus Cultural und
Postcolonial Studies sowie diskursanalytisch geprägter Subjekt- und Medientheorie analysiert.
Innerhalb des multimedialen und intermedialen Settings im Digitalen sind neue Produktionsmodi, neue Ästhetiken der Repräsentation als auch neue Dynamiken und Ökonomien entstanden. Als Hybridmedien oszillieren Politvideoblogs
zwischen diversen Spannungsverhältnissen: sie sind zwischen Selbstdarstellung und politischen Protest, zwischen Selbstvermarktung und Subversion, zwischen Selbstkontrolle und Selbstbestimmung, zwischen Subjektivierung und
Entsubjektivierung zu verorten. Dennoch können Politvideoblogs durchaus als Technologien für politischen Widerstand fungieren, begründen jedoch nicht per se zivilgesellschaftliches Engagement.