Abstract (deu)
Listeria monocytogenes (Lm) ist ein Gram-positives, fakultativ intrazelluläres Bakterium, ein Humanpathogen und damit eine große Herausforderung für die Nahrungsmittelindustrie. Aufgrund seiner Fähigkeit einzigartige transkriptionelle Programme hochzuregulieren und sich dadurch an verschiedene Umweltbedingungen wie Temperatur, Säure oder Salz anzupassen kann Lm viele ökologische Nischen besetzen. Der natürliche Infektionsweg beim Menschen ist über den Magen-Darm-Trakt, wo sich das Bakterium adaptieren und den Wirt befallen kann. In der Naturwissenschaft ist Lm ein häufig verwendeter Modellorganismus, dessen molekulare Eigenschaften Einblicke in viele fundamentale Prinzipien der Immunologie und Zellbiologie ermöglichen.
Die Synthese von Typ I Interferonen (IFN-I) ist eine der ersten Reaktionen des angeborenen Immunsystems auf Listerieninfektion. Um die Rolle von IFN-I nach oraler Verabreichung (i.g.) zu untersuchen, wurde in der vorliegenden Arbeit der murinisierte LO28InlA* Stamm verwendet, welcher mit murinem E-cadherin auf Epithelzellen interagieren kann. Dabei zeigte sich, dass IFN-I eine protektive Wirkung auf den Wirt haben, da Mäuse ohne IFN-I Rezeptorkette 1 (Ifnar1-/-) anfälliger sind als Wild-typ C57BL/6N Mäuse (Wt). Dies steht im Gegensatz zu früheren Aufzeichnungen, die IFN-I nach systemischer (i.p.) Infektion als nachteilig für den Wirt beschreiben.
Histologische Untersuchungen des Darms ergaben, dass Lm nur stellenweise Zellen der Mucosa, unterhalb der Epithelschicht in Darm-assoziierten lymphoiden Geweben (GALT), infiziert. Jedoch waren Infektionsausmaß bzw. -verteilung zwischen Wt und Ifnar1-/- Mäusen sehr ähnlich. Diese Beobachtungen wurden durch histologische Untersuchungen, Genexpressions-analysen und Bestimmung von Bakterienmengen im Darm assoziierten Immungewebe, wie den Peyer’s patches (PP) und den mesenterialen Lymphknoten (MLN), bestätigt. Der unterschiedliche Phänotyp zwischen i.g. infizierten Wt und Ifnar1-/- Mäusen war am stärksten ausgeprägt in der Leber, einer wichtigen Replikationsnische von Lm am Weg zur systemischen Infektion. Zu Beginn der Infektion befindet sich Lm noch in Hepatozyten, gefolgt von Infiltrierung von Gr1+ myeloider Zellen und anderen Leukozyten. Kleinere Infiltrate enthielten auch F4/80+ Makrophagen, die Anzahl dieser Zellen nahm allerdings mit der Größe der Infiltrate ab. 48h nach i.g. Infektion waren die Infiltrate mit massiven Zelltod assoziiert, sowohl innerhalb als auch um das Infiltrat herum. 30% der Ifnar1-/- Mäuse zeigten diesen dramatischen Phänotyp, korrelierend mit der Letalität der Infektion. Dennoch überlebte der Großteil der Mäuse dieses Stadium, höchstwahrscheinlich wegen steigender IFNg Werte im Blut.
Zytokinmessungen während der Infektion ergaben, dass das Expressionsprofile von frühem IL-6, IFNg und MCP-1 prognostisch für den Grad der Infektion sind da i.g infizierte Wt Mäuse hohe Werte dieser Zytokine zeigten. Vermutlich ist der Wirt durch eine besser regulierte Immunantwort, mit IFNα und IFNβ als Mediatoren, besser auf Bakterien aus dem Darm vorbereitet als auf solche die systemisch verabreicht werden, denn Ifnar1-/- Mäusen fehlt eine adäquate Immunantwort innerhalb der ersten 24h. In diesem Zeitfenster können Listerien Fuß fassen und replizieren. In welchem Organ/ Zellen die IFN-I Antwort die wichtigste Rolle spielt steht noch nicht fest. Wir können allerdings eine verstärkte Rolle für IFN-I an der intestinalen Eintrittsstelle ausschließen. Vielmehr vermuten wir eine wichtige Rolle der Typ III Interferone (IFN-III), da IRF9-/- Mäuse, die weder auf IFN-I noch IFN-III Interferone reagieren können, höhere Bakterienanzahlen aufzeigen als Ifnar1-/- Mäuse.
Zusammengefasst öffnen die Ergebnisse meiner Arbeit neue Perspektiven im Hinblick auf die Rolle von IFN-I bei bakteriellen Infektionen. Sie unterstreichen eine herausragende Rolle der Infektionsroute durch den inversen Effekt eines Zytokins nach gastrointestinaler oder systemischer Verabreichung.