Abstract (deu)
Teil 1: Zilien oder Flagellen sind hochspezialisierte Organellen, die auf der Mehrzahl eukaryotischer Zellen zu finden sind und aus einem von der Plasmamembran umschlossenen Axonem bestehen. Diese Zellfortsätze spielen eine wichtige Rolle bei der zellulären Fortbewegung sowie in verschiedenen Signalkaskaden und konnten bereits mit diversen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Eines meiner PhD Projekte beschäftigte sich mit der Klonierung und Aufreinigung von sechs verschiedenen Proteinen, die eine wichtige Rolle in funktionierenden Zilien spielen.
Essenziell für den Aufbau und die Instandhaltung von Zilien ist der sogenannte Intraflagellare Transport (IFT), ein bi-direktionaler Transport von ciliären Bestandteilen entlang des mikrotubulären Axonems. Dieser Transport wird von zwei großen Proteinkomplexen, IFT Komplex A und IFT Komplex B, durchgeführt.
Zu Beginn meines PhD-Studiums versuchte ich den IFT Komplex A (IFT-A), der für den retrograden Transport verantwortlich ist, zu klonieren und in einem eukaryotischen Expressionssystem zu überexprimieren. Die sechs verschiedenen Untereinheiten von IFT-A aus Trypanosoma brucei wurden in drei MultiBac Transfervektoren kloniert, welche speziell für die Amplifikation von mutliplen Genen geeignet sind. Die erfolgreich generierten Konstrukte wurden via einer Donor-Akzeptor in vitro Cre-loxP Rekombination fusioniert um zwei multi-Gen Expressionsvektoren zu generieren. Diese wurden darauffolgend mittels Tn7 Transposition in zwei MultiBac Plasmide integriert und für die Baculovirus-Produktion in Insektenzellen verwendet.
Die Expression aller sechs IFT-A Proteine in sowohl Sf9 als auch Hi-Five Inseketenzellen konnte mittels anti-6xHis Western Blot nachgewiesen werden. Leider konnten nur geringe Mengen des Komplexes isoliert werden und die Aufreinigung via Affinitätschromatographie war nicht zufriedenstellend. Zukünftige Studien werden sich auf eine Steigerung des Expressionslevels der rekombinanten Proteine und auf die Verbesserung der Aufreinigungstrategie fokussieren.
Teil 2: Das Zentriol ist ein konserviertes, mikrotubuläres Organell, welches für die Bildung von Zentrosomen und die Biogenese von Zilien verantwortlich ist. Fünf verschiedene Proteine, die für die Duplikation von Zentrosomen notwendig sind, wurden zuerst in Caenorhabditis elegans identifiziert, und ihre Homologe konnten später auch in anderen Spezies nachgewiesen werden.
Zwei dieser Proteine, SAS-5 und SAS-6, interagieren direkt miteinander und sind voneinander abhängig um zu den Prozentriolen lokalisieren zu können. Wie diese beiden Proteine miteinander interagieren und warum das Zentriol in C. elegans eine einzigartige tubuläre Zentralstruktur besitzt, welche nur in Nematoden zu finden ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.
In folgender Studie zeige ich, dass die C-terminale Domäne von SAS-5 (CTD, Aminosäuren 390-404) spezifisch in der zentralen Region der SAS-6 Coiled-coil Domäne (Aminosäuren 275-289) bindet. Um ihre Interaktion genauer zu untersuchen habe ich die Kristallstruktur der Coiled-coil Domäne von SAS-6 (CCD, Aminosäuren 248-410) gelöst und gezeigt, dass die Bindung von SAS-6 CCD und SAS-5 CTD auf hydrophoben und elektrostatischen Wechselwirkungen basiert. Weiters besitzt die Kristallstruktur von SAS-6 CCD eine periodische Ladungsverteilung entlang des Coiled-coils, wodurch das Protein in der Abwesenheit von SAS-5, ein antiparalleles Tetramer bildet. Elektonenmikroskopische Studien des SAS-5/SAS-6 Komplexes implizieren, dass SAS-5 zirkulär an SAS-6 bindet und so die zentrale Röhrenstruktur der C.elegans Zentriolen bildet. Interessanterweise formt SAS-5, dass ohne SAS-6 aufgereinigt wird, Aggregate.
Zusammengenommen zeigen die vorliegenden Ergebnisse die molekulare Grundlage der spezifischen SAS-5/SAS-6 Interaktion, und legen nahe, dass beide Proteine in der Abwesenheit des jeweils anderen selbst-assoziierte Konformationen einnehmen. Diese werden erst durch die Bildung des Heterokomplexes SAS-5/SAS-6 aufgelöst, so dass ein korrekter Aufbau des Zentriols ermöglicht wird.