Abstract (deu)
In den letzten Jahrzehnten hat die Anzahl der selbstorganisierten Gruppen von PatientInnen und Angehörigen in Österreich sowie in den restlichen europäischen Ländern stetig zugenommen. Sie gewinnen in der modernen Gesundheitsversor-gung, meist als Ergänzung zum professionellen Gesundheitssystem, stark an Be-deutung. Ursachen dafür sind das vermehrte Auftreten chronischer Erkrankungen, sowie die durch fortschreitende Technisierung und Spezialisierung vernachlässig-ten psychischen und sozialen Bedürfnisse der PatientInnen. Durch die starke ge-sellschaftspolitische Bedeutung der Selbsthilfe hat auch das wissenschaftliche Interesse stark zugenommen. Die vorliegende Arbeit fokussiert die Situation der PatientInnen- und Angehöri-gengruppen und -organisationen in Niederösterreich. Sie geht u.a. der Frage nach, wie PatientInnen- und Angehörigengruppen (PAG) in Niederösterreich or-ganisiert sind, welche Aufgaben sie verfolgen und welche Ressourcen bzw. Un-terstützungsmöglichkeiten ihnen dafür zur Verfügung stehen. Die Arbeit liefert ein detailliertes Bild der Situation in Niederösterreich und arbeitet Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den PAG in Österreich insgesamt heraus. Die Ergebnisse zeigen eine heterogene niederösterreichische PAG-Landschaft. Dies zeigt sich unter anderem in der Größe der Gruppen, der Reichweite ihrer Ak-tivitäten, der Ressourcenausstattung sowie der Vernetzung untereinander und zu anderen Umwelten. Die Arbeit liefert auch ein Bild über die aktuelle Relevanz der Selbsthilfe aus Sicht der Pflege. Vor allem das Projekt „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ spielt diesbezüglich eine zentrale Rolle. Der Beitrag, den PAG für das professionelle System und insbesondere für die Pflege leisten und leisten können, scheint noch nicht klar ausdifferenziert. Insgesamt wird deutlich, dass die Selbsthilfe in Niederösterreich vor unterschiedli-chen Herausforderungen steht. Zum einen ist die Anerkennung von PAG durch das professionelle System noch ausbaufähig, und die Vernetzung der PAG unter-einander noch nicht weit fortgeschritten. Zum anderen ist vor allem die öffentliche Unterstützung für PAG derzeit noch nicht in einem Maße entwickelt, dass kontinu-ierliche und effiziente Arbeit nachhaltig ermöglicht wird.