Abstract (deu)
Obwohl sie nur knapp zwei Jahre bestand, galt die Widerstandsgruppe O5 als wichtigste und größte Bewegung in Österreich während des Zweiten Weltkriegs. Im Gegensatz zu vielen anderen Gruppen, bekannte sie sich klar zu einem unabhängigen und demokratischen Österreich und fasste Anhänger verschiedenster politischer Strömungen zusammen.
Die vorliegende Arbeit versucht zu klären, welche Bedeutung die O5 während und nach den Zweiten Weltkrieg hatte.
Dabei richtet sich der Fokus zunächst auf die Situation des Widerstandes in Österreich seit 1938, die Entwicklung der O5, sowie auf die durchgeführten Operationen und politische Bestrebungen. Dabei wird festgestellt, dass nichts dafür spricht, dass Aktivitäten der Gruppe den Krieg in irgendeiner Weise beeinträchtigt hätten.
Außerdem werden die Kontakte der Gruppe zu den alliierten Mächten analysiert, mit dem Resultat, dass die Gruppe aufgrund ihrer bürgerlichen Prägung nur bei den westlichen Alliierten Gehör fand, während sie bei der UdSSR auf Skepsis und Ablehnung stießen.
Für die Zeit nach der Befreiung wird untersucht, inwieweit die O5 ihrem Anspruch gerecht werden konnte, politische und administrative Aufgaben zu übernehmen. Es stellt sich heraus, dass die Ablehnung durch die Parteien und die sowjetischen Behörden, sowie durch das Fehlen eines politischen Gesamtkonzeptes dazu führte, dass die Gruppe ihre Konzeption in keinster Weise umsetzen konnte.
Im letzten Teil wird die symbolische Aufladung des O5-Zeichens analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Symbol aufgrund seiner symbolischen Wirkung die Gruppe von anderen Bewegungen klar abgrenzte. Zudem wird deutlich, dass das in die Mauern des Stephansdoms eingravierte „O5“ seit den 1960er Jahren zu einem der wichtigsten Orte österreichischer Identität geworden ist.
Methodologisch beruht diese Untersuchung auf historischen Quellen wie Berichten, diverser Streitkräften und Nachrichtendienste. Hinzu Kommuniqués, Flugblätter sowie Memoiren und Tagebuchaufzeichnungen ehemaliger Widerstandskämpfer. Diese Quellen stammen einerseits aus dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte (ÖGZ). Außerdem beruht diese Analyse auf der vorhandenen Sekundärliteratur die seit dem Ende der 1950er Jahre erschienen ist.