Abstract (deu)
In der vorliegenden Diplomarbeit „Aktive Medienarbeit in der Sekundarstufe. Eine Analyse auf Basis eines Videoprojekts an einer niederösterreichischen Pflicht-schule“ werden sowohl die aktive Medienarbeit als Methode, das Paderborner Medienkompetenzmodell einer handlungsorientierten Medienpädagogik und die Durchführung eines Videoprojekts dargestellt, als auch die darauf basierende empirische Untersuchung und deren Ergebnisse diskutiert.
Unterrichtende der Sekundarstufe stehen – nicht nur im Bereich der Mediener-ziehung – vor der Aufgabe, Schüler/innen aus einer „passiven Konsumentenrolle“ herauszulösen und in ein aktives (mediales) „Kommunikationsgeschehen“ einzu-binden. Jugendliche sollen sich nicht nur von Medien „berieseln“ lassen, sondern diese auch als Mittel zur Artikulation eigener Interessen kennenlernen. Somit muss die Schule die Chance zu einem sachgerechten, selbstbestimmten und sozial verantwortlichen Handeln in einer von Medien gestalteten Welt ermöglichen. Aktive Medienarbeit ist eine Methode, die dafür nötige Medienkompetenz im schulischen Bereich zu fördern, eine intensive Auseinandersetzung mit unter-schiedlichsten Themen, kooperatives Arbeiten und einen ständigen Auseinander-setzungs- und Aushandlungsprozess in der Gruppe zu ermöglichen, Kreativität und Phantasie anzuregen und Selbstvertrauen aufgrund eines fertigen Produkts zu vermitteln.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht ein Videoprojekt, das auf Grundlage des Pader-borner Medienkompetenzmodells von TULODZIECKI an der Neuen Mittelschule Europaschule in Wiener Neustadt durchgeführt wurde. Für die Produktion eines Videofilms müssen Jugendliche sowohl die technischen Geräte (Camcorder, Com-puter und Schnittprogramm, …) bedienen können und grundlegende Gestaltungs-mittel (Kamerabewegungen, -einstellungen, Perspektiven) kennen als auch einen Inhalt filmisch umsetzen können – und das möglichst selbstbestimmt.
Spätestens seit der Teilnahme an PISA-Studien haben der Kompetenzbegriff und die damit verbundenen Messungen Einzug in die öffentliche Diskussion gehalten – die mit der Messung verbundenen Schwierigkeiten werden in der Arbeit erläutert. Um die Bedeutung aktiver Videoarbeit für die schulische Medienarbeit beurteilen zu können, wurde eine empirische Untersuchung des Videoprojekts durchgeführt. Mit Hilfe leitfadengestützter Interviews soll herausgefunden werden, welches Wissen und welche Kenntnisse die Schüler/innen aufgrund des Projekts lernen und erwerben, welche Kompetenzen anhand aktiver Videoarbeit gefördert werden können und welche Meinungen Schüler/innen in Bezug auf das Videoprojekt haben. Aufgrund der Erfahrungen der Projektleiterin und der Ergebnisse der empirischen Untersuchung kann festgestellt werden, dass sich Qualifikationen wie Handlungskompetenz, Sprachkompetenz, Kooperationsfähigkeit und Verantwor-tungsbewusstsein einüben lassen – ob diese jedoch gefördert oder erreicht wer-den, hängt großteils von den Schüler/innen ab; Lehrende können den Lernprozess nur unterstützen. Medienkompetenz kann nicht von „heute auf morgen“ aufgrund eines Videoprojekts gekonnte werden – bereits im Fachunterricht müssen Grund-lagen wie Projektlernen, Handlungsorientierung, Präsentationstechniken u.dgl. ge-legt werden. Gewünscht werden eine angemessene Medienausstattung der Schule, entsprechend qualifizierte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten der Lehrenden und die Einbeziehung der Medienerziehung in das Schulprofil. Gefordert werden weiterführende Forschungen im Bereich der Medienkompetenz-messung, die den allgemeinen Gütekriterien qualitativer Forschung genügen.