Abstract (deu)
Die Erfassung und Beurteilung der physischen Vulnerabilität gegenüber Wildbachprozessen ist ein integraler Bestandteil eines holistischen Konzepts zum Management von Risiko. In der Naturgefahrenforschung wird Risiko als Funktion von Frequenz und Magnitude multipliziert mit den Auswirkungen eines Prozesses definiert. Die Auswirkungen eines Prozesses auf die physischmaterielle Umwelt werden zumeist durch die Quantifizierung von Vulnerabilität erfasst. Vulnerabilität wird in diesem Kontext als Schadenausmaß verstanden, das durch das Einwirken einer Naturgefahr auf ein Risikoelementes verursacht wird. Über die räumlichen Ausprägungen von Vulnerabilität ist sehr wenig bekannt (Fuchs et al. 2012), obwohl jedoch das Verständnis räumlicher Muster der Vulnerabilität viel dazu beitragen könnte die Bewertung von Risiken zu verbessern (Papathoma-Köhle et al. 2011).
Aufbauend auf den Daten für zwei sehr gut dokumentierte Wildbachereignisse in Österreich wird in der vorliegenden Arbeit das räumliche Muster der Vulnerabilität untersucht. Mit Hilfe eines räumlich-statistischen Ansatzes – implementiert in das Programm SaTScan nach Kulldorff (1997) – wird untersucht, ob die Siedlungsstruktur eine Auswirkung auf die Clusterung von hohen Schadenlastwerten hat. Weiters wird über eine Erhöhung und Verringerung der räumlichen Dichte der Datenpunkte und eine schrittweise Veränderung des Verhältnisses zwischen beschädigten und nicht-beschädigten Gebäuden eruiert, ob erstens die Weibullfunktion (vorgestellt in Totschnig et al. 2011) geeignet ist, um Schadenlastwerte zu schätzen und zweitens, ob es Schwellenwerte für die Anzahl und Zusammensetzung der Datenpunkte gibt, ab denen eine räumlich-statistische Datenanalyse keine plausiblen Ergebnisse mehr liefert. Die Plausibilität der Ergebnisse wird durch die Berechnung der Indizes Power, Sensitivität und Positiver Vorhersagewert beurteilt. Weiters werden die Ergebnisse anhand von Karten, die die räumliche Lage der Cluster auf dem jeweiligen Schwemmkegel verorten, dargestellt.
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Weibullfunktion nur eingeschränkt anwendbar ist, um Werte für die Schadenlast abzuschätzen. Weiters zeigen die Ergebnisse der Punkterhöhung und -verringerung sowie die Veränderung des Verhältnisses zwischen beschädigten und nicht- beschädigten Gebäuden, dass keine klare Aussage über Schwellenwerte getroffen werden kann. Es lässt sich vielmehr sagen, dass die Signifikanz und räumliche Lage der Cluster innerhalb gewisser Datenbereiche relativ stabil bleibt.
Die Ergebnisse der Diplomarbeit ergänzen das Verständnis der räumlichen Verteilung von Vulnerabilität auf einer lokalen Maßstabsebene und können damit einen Beitrag zur integrativen Risikoforschung leisten.