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Title (deu)
Friedrich Nietzsche-Bilder in der russischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Author
David Nestler
Adviser
Fedor Poljakov
Assessor
Fedor Poljakov
Abstract (deu)
Vorliegende Diplomarbeit mit dem Titel „Friedrich Nietzsche-Bilder in der russischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ beschäftigt sich mit der Rezeptionsgeschischte Friedrich Nietzsche in den unterschiedlichen kulturellen Strömungen der russischen Kultur bis zur Zäsur durch die Machtübernahme der Kommunisten. Die Werke Friedrich Nietzsches wurden in Russland zwar mit einiger Verzögerung wahrgenommen, entfallteten daraufhin aber eine enorme Wirkung auf die russische Kultur. Russlands kulturelle Klasse empfand Nietzsches Ideen, am Beginn des letzten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts als Bedrohung für die sittliche und religiöse Ordnung der Gesellschaft. Die heftige und zum Teil polemische Ablehnung, die Nietzsches Werk von Seiten der etablierten russischen Literaten, Philosophen und Verlegern wie Lev Tolstoj, Vladimir Solov`ev, Lev Lopatin, Petr Astaf’ev und vielen anderen entgegenschlug beförderte aber das Interesse jener Generation, die nur ein Jahrzehnt später das silberne Zeitalter der russischen Kultur begründen sollte. Die junge Generation sieht in Nietzsche einen Wegbereiter in ein neue, von den moralischen Normen der Vergangenheit befreite, und von künstlerischem Schaffen geprägte Zeit. Wiewohl Nietzsche um das Jahr 1900 endgültig zu einem der wichtigsten Referenz- und Inspirationsquellen beinahe aller geistiger und kultureller Strömungen Russlands wurde, konnte sich kein bestimmendes Interpretationsmuster zu Nietzsche durchsetzen. Symbolisten, Akmeisten, Sozialisten, Idealisten, Okkultisten etc. bezogen sich allesamt auf Nietzsches philosophische Hinterlassenschaften, gingen aber derart selektiv mit dessen Gesamtwerk um, dass eine Reihe von Nietzsche-Bildern nebeneinander existierten. Allen diesen russischen Nietzsche-Bildern ist allerdings die enge Verbindung zu Dostoevskij gemein. Da bestimmte Teile der Philosophie Nietzsches die russischen Leser stark an Dostoevskijs Lebensfragen nach der Schuld und die Verbindungen zum religiösen Gefühl erinnerten, kann von einem, für die russische Kultur typischen Blinkwinkel, von dem aus Nietzsche und Dostoevskij kaum zu trennen sind gesprochen werden. Daran schließt auch an, dass Nietzches höherer Mensch in Russland zum ernsthaften und produktiven Thema der Religionsphilosophie werden konnte, wie unter anderen Merežkovskijs Trilogien beweisen. Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges wird Nietzsche zusehens als Vertreter des Militarismus wahrgenommen, was auch daran lag, dass dessen Schwester eine unvorteilhafte Karrikatur des Übermenschen verbreitete. Ab Mitte der 1920er Jahre musste Nietzsche schließlich als Feindbild für die Ideologie des neuen Sowjetreichs herhalten.
Keywords (deu)
NietzscheRusslandPhilosophieLiteraturMerezhkovskij
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1292186
rdau:P60550 (deu)
110 S.
Number of pages
118
Members (1)
Title (deu)
Friedrich Nietzsche-Bilder in der russischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Author
David Nestler
Abstract (deu)
Vorliegende Diplomarbeit mit dem Titel „Friedrich Nietzsche-Bilder in der russischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ beschäftigt sich mit der Rezeptionsgeschischte Friedrich Nietzsche in den unterschiedlichen kulturellen Strömungen der russischen Kultur bis zur Zäsur durch die Machtübernahme der Kommunisten. Die Werke Friedrich Nietzsches wurden in Russland zwar mit einiger Verzögerung wahrgenommen, entfallteten daraufhin aber eine enorme Wirkung auf die russische Kultur. Russlands kulturelle Klasse empfand Nietzsches Ideen, am Beginn des letzten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts als Bedrohung für die sittliche und religiöse Ordnung der Gesellschaft. Die heftige und zum Teil polemische Ablehnung, die Nietzsches Werk von Seiten der etablierten russischen Literaten, Philosophen und Verlegern wie Lev Tolstoj, Vladimir Solov`ev, Lev Lopatin, Petr Astaf’ev und vielen anderen entgegenschlug beförderte aber das Interesse jener Generation, die nur ein Jahrzehnt später das silberne Zeitalter der russischen Kultur begründen sollte. Die junge Generation sieht in Nietzsche einen Wegbereiter in ein neue, von den moralischen Normen der Vergangenheit befreite, und von künstlerischem Schaffen geprägte Zeit. Wiewohl Nietzsche um das Jahr 1900 endgültig zu einem der wichtigsten Referenz- und Inspirationsquellen beinahe aller geistiger und kultureller Strömungen Russlands wurde, konnte sich kein bestimmendes Interpretationsmuster zu Nietzsche durchsetzen. Symbolisten, Akmeisten, Sozialisten, Idealisten, Okkultisten etc. bezogen sich allesamt auf Nietzsches philosophische Hinterlassenschaften, gingen aber derart selektiv mit dessen Gesamtwerk um, dass eine Reihe von Nietzsche-Bildern nebeneinander existierten. Allen diesen russischen Nietzsche-Bildern ist allerdings die enge Verbindung zu Dostoevskij gemein. Da bestimmte Teile der Philosophie Nietzsches die russischen Leser stark an Dostoevskijs Lebensfragen nach der Schuld und die Verbindungen zum religiösen Gefühl erinnerten, kann von einem, für die russische Kultur typischen Blinkwinkel, von dem aus Nietzsche und Dostoevskij kaum zu trennen sind gesprochen werden. Daran schließt auch an, dass Nietzches höherer Mensch in Russland zum ernsthaften und produktiven Thema der Religionsphilosophie werden konnte, wie unter anderen Merežkovskijs Trilogien beweisen. Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges wird Nietzsche zusehens als Vertreter des Militarismus wahrgenommen, was auch daran lag, dass dessen Schwester eine unvorteilhafte Karrikatur des Übermenschen verbreitete. Ab Mitte der 1920er Jahre musste Nietzsche schließlich als Feindbild für die Ideologie des neuen Sowjetreichs herhalten.
Keywords (deu)
NietzscheRusslandPhilosophieLiteraturMerezhkovskij
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1292187
Number of pages
118