Abstract (deu)
Hintergrund: Wohnungslose Menschen sind aufgrund ihrer gesundheitsbelastenden Lebensbedingungen meist beträchtlich vorgealtert und haben einen großen Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung. Die Integration dieses Personenkreises in die klassische Altenpflege ist hinsichtlich der Lebensgeschichte, die zumeist geprägt ist durch soziale Schwierigkeiten, der Voralterung sowie psychiatrischer Störungen kaum möglich. Statistiken zeigen, dass ein Bedarf an Unterbringung für ältere Wohnungslose besteht. Die Wiener Wohnungslosenhilfe hat dies erkannt und „Sozial betreute Wohnhäuser“ errichtet, in denen Wohnungslosen ein Wohnraum sowie professionelle medizinische, pflegerische und soziale Betreuung angeboten wird. Die Begleitung und Versorgung wird von Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen als auch von anderen Berufsgruppen, wie z.B. Ärzten und Sozialarbeitern vor Ort, gewährleistet. Eine Literaturrecherche in Hinblick auf ältere wohnungslose Menschen und deren pflegerische Versorgung hat ergeben, dass das subjektive Erleben der Pflegepersonen in der Arbeit mit älteren Wohnungslosen bisher kaum näher erforscht wurde.
Forschungsfragen: „Wie beschreiben Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen in sozial betreuten Wohnhäusern für ältere ehemals wohnungslose Menschen ihr Arbeitsfeld?“ und „Wie erleben Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen die Arbeit mit älteren ehemals wohnungslosen Menschen in sozial betreuten Wohnhäusern?“
Methode: Zur Bearbeitung der Forschungsfragen wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Die Datenerhebung erfolgte mittels halbstandardisierter Interviews mit acht Pflegepersonen aus sozial betreuten Wohnhäusern. Zur Auswertung der Daten wurde ein interpretativ-reduktives Verfahren herangezogen.
Ergebnisse: Beziehungsaufbau und Kommunikation mit älteren ehemals Wohnungslosen können als wesentliche Aspekte des pflegerischen Handelns definiert werden. Die Pflegepersonen übernehmen eine beratende Rolle und sind Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen. Sie sind dafür verantwortlich, ein Gesundheitsbewusstsein bei älteren ehemals Wohnungslosen zu schaffen. Dieser Aufgabenbereich wird von den Befragten als herausfordernd erlebt. Des Weiteren sind sie „Vermittler“ zwischen dem Wohnungslosen und dem gesundheitlichen Versorgungssystem. Belastungen der Pflegepersonen resultieren aus dem Verhalten der Bewohner sowie aus deren körperlich-seelischen Zustand. Ablehnung von Seiten der älteren ehemals Wohnungslosen gegenüber
Hilfeangeboten zu akzeptieren, den körperlichen Verfall sowie das Sterben der Bewohner mitzuerleben, wird von den Befragten als belastend wahrgenommen. Als Entlastungsstrategien wenden die Pflegepersonen zum Beispiel das Gespräch mit Kollegen an. Soziale Kompetenzen, wie Offenheit und Wertfreiheit gegenüber der Lebensgeschichte und dem Verhalten der Bewohner, werden als wesentliche Voraussetzung angesehen, um in diesem Feld tätig sein zu können. Positive Rückmeldungen von den Bewohnern, die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu sehen sowie vielfältige Möglichkeiten und Herausforderungen tragen unter anderem dazu bei, dass alle Befragten ihre Arbeit als positiv erleben.