Abstract (deu)
Im Rahmen der als Diplomarbeit durchgeführten Studie wurden die Auswirkungen einer elterlichen Scheidung oder Trennung auf die Einstellung junger Erwachsener zu Ehe und Scheidung unter Berücksichtigung bestimmter Einflussvariablen untersucht. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, bestimmte Annahmen aus der englischsprachigen Literatur aufzugreifen und darauf zu prüfen, ob sich diese auch auf den deutschsprachigen Raum übertragen lassen. In dieser Studie wurden 183 Personen aus intakten und 106 Personen aus Scheidungs- bzw. Trennungsfamilien untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass junge Erwachsene aus Scheidungs- bzw. Trennungs-familien auch unter Berücksichtigung des wahrgenommenen elterlichen Konfliktverhaltens eine negativere Einstellung zur Ehe aufweisen als jene aus intakten Familien. Unter Berücksichtigung des wahrgenommenen elterlichen Konfliktverhaltens zeigen nur Frauen aus Scheidungs- bzw. Trennungsfamilien im Vergleich zu Frauen aus intakten Familien eine positivere Einstellung zur Scheidung. Frauen scheinen in ihrer Ehe- und Scheidungseinstellung deutlicher durch den elterlichen Beziehungsstatus, Männer aus Scheidungs- oder Trennungsfamilien indes durch das wahrge-nommene elterliche Konfliktverhalten in ihrer Scheidungseinstellung beeinflusst zu werden. Männer aus intakten/konfliktreichen Familien weisen eine negativere Einstellung zur Ehe und eine positivere Einstellung zur Scheidung auf als Frauen aus einer ähnlichen Familiensituation und Männer aus Scheidungs- oder Trennungs-familien. Weitere Analysen zeigten, dass jüngere Personen durch den elterlichen Beziehungsstatus in ihrer Eheeinstellung stärker beeinflusst werden als ältere Personen und keine bedeutenden Einstellungsunterschiede in Abhängigkeit vom Alter zum Zeitpunkt der elterlichen Scheidung oder Trennung festzustellen sind. Darüber hinaus gehen negative Einstellungen zur Ehe und positive Einstellungen zur Scheidung mit einer unglücklichen Beziehung der Eltern, einem negativen Glauben an eine lebenslange Partnerschaft und bisher längeren Partnerschaftserfahrungen einher. Auch das Geschlecht, der Konflikt zwischen den Eltern nach der Scheidung bzw.
Trennung, die Dauer der gegenwärtigen Partnerschaft und das empfundene Glück in der eigenen Beziehung hängen mit Ehe- und Scheidungseinstellungen junger Erwachsener zusammen. Die Neurotizismus-Ausprägung junger Erwachsener zeigt hingegen keinen bedeutenden Erklärungswert für Ehe- und Scheidungseinstellungen. Zudem stimmen junge Erwachsene aus Scheidungs- bzw. Trennungsfamilien dem Eingang einer eigenen Ehe und dem Glauben an eine lebenslange Partnerschaft weniger zu als jene aus intakten Familien. Hingegen wird die Wahrscheinlichkeit, sich in künftigen problematischen ehelichen Situationen einmal selbst scheiden zu lassen, ähnlich eingeschätzt. Diese Ergebnisse wurden in Hinblick auf bereits bestehende und zukünftige Forschungsarbeiten diskutiert.