Abstract (deu)
MPB2C (MOVEMENT PROTEIN BINDING PROTEIN 2C) ist ein pflanzenspezifisches, Mikrotubuli-assoziiertes Protein, das, wenn es überexprimiert wird, den interzellulären Transport zweier sehr unterschiedlicher Faktoren spezifisch verhindert: Es sind dies einerseits das Tabakmosaikvirus Movement Protein (TMV MP), das für die Ausbreitung der viralen Infektion in der Pflanze verantwortlich ist, und andererseits der Transkriptionsfaktor KNOTTED1 (KN1), der eine wichtige Rolle in der Stammzellbildung und -erhaltung spielt. TMV MP und KN1 vermitteln spezifisch ihren eigenen Transport in benachbarte Zellen über Plasmodesmen, indem sie das Größenausschlusslimit dieser dynamischen membranösen interzellulären Verbindungskanäle zwischen Pflanzenzellen temporär vergrößern.
Ziel dieser Arbeit war es, die Funktion von MPB2C in einem entwicklungsspezifischen Zusammenhang zu charakterisieren und so Einsicht in die Rolle des direkten interzellulären Transports von Homöodomänenproteinen zu erlangen. Dazu wurden Pflanzen mit veränderten Expressionsmengen oder –domänen von MPB2C hergestellt und untersucht.
Die endogene Expressionsdomäne von MPB2C in Arabidopsis überlappt mit jener des nicht-zellautonomen Homöodomänenproteines STM und grenzt an die Expressionsdomäne von KNAT1/BP in vegetativen und reproduktiven Apikalmeristemen, im Gynoeceum und der Bruchzone zwischen Früchten und Blütenstielen. Das bekräftigt die Hypothese, dass MPB2C in planta an der Regulation des direkten interzellulären Transports dieser Transkriptionsfaktoren beteiligt ist. Die Interaktion zwischen MPB2C und diesen Proteinen wurde durch bimolekulare Fluoreszenz- Komlementation bestätigt. MPB2C wird aber auch in anderen Geweben (z.B. in Wurzelspitzen) exprimiert, was weitere endogene Funktionen von MPB2C nahelegt, welche über die Interaktion mit STM und KNAT1/BP hinausgehen.
Es wurden verschiedene transgene Pflanzenlinien etabliert, die MPB2C überexprimieren, und mit zwei verschiedenen Methoden wurde versucht, silencing Linien zu etablieren. Weiters wurden zwei Punktmutanten und eine T-DNA Insertionslinie untersucht. Es konnte jedoch keine MPB2C Knockout-Linie bestätigt oder etabliert werden; das könnte darauf hindeuten, dass MPB2C essentiell ist und daher Knockout-Pflanzen nicht überlebensfähig sind. Gelegentlich zeigten einzelne transgene Pflanzen mit veränderter MPB2C Expression phänotypische Veränderungen, die auf eine gestörte Stammzellhomöostase oder beeinträchtigte Funktion von Homöodomänenproteinen hinweisen. Ein Überexpressionskonstrukt löste einen Phänotyp aus, welcher der knat1/bp Mutante ähnelt. Das zeigt, dass MPB2C nicht nur in Meristemen sondern auch in differenzierteren Geweben an der Regulation von Homeodomänproteinen beteiligt ist. Die regulatorischen Mechanismen im Stammzellbereich direkt scheinen sehr robust zu sein, und sie sind redundant, sodass die Fehlfunktion einer Komponente großteils kompensiert werden kann.
MPB2C unterliegt in Zellaufschlüssen dem proteosomalen Abbau. Eine Verbindung zum Proteasom-vermittelten Abbau könnte KNB1 liefern. KNB1 ist ein nicht charakterisiertes Protein, das mit MPB2C und mit den Homöodomänenproteinen STM und KNAT1/BP interagiert. In unserem Arbeitsmodell moduliert MPB2C gemeinsam mit KNB1 die Funktion von STM und KNAT1/BP, indem sie deren Verfügbarkeit für den interzellulären Transport beeinflussen.