Abstract (deu)
Menschliche Eingriffe in fluviale Systeme lassen sich über Jahrtausende zurückverfolgen. Das Ausmaß des menschlichen Einflusses hat jedoch innerhalb des letzten Jahrhunderts dramatisch zugenommen. Etwa durch die Errichtung von immer mehr und immer größeren Staudämmen in den Gerinnen sowie durch gravierende Landnutzungsänderungen in den Einzugsgebieten verändert der Mensch Wasser- und Sedimenthaushalt der Flusssysteme und induziert dadurch Veränderungen in der Flusslandschaft. Die Rolle des Menschen in der Veränderung von Flusslandschaften kann auf Basis der Betrachtung von Konnektivitätsbeziehungen auf zweierlei Ebenen untersucht werden. Erstens, mittels Betrachtung des menschlichen Einflusses auf die Konnektivitätsbeziehungen innerhalb fluvialer Systeme und zweitens durch die Ermittlung human-induzierter Wechselbeziehungen zwischen Mensch und fluvialem System.
Die Geomorphologie untersucht verstärkt Sediment-Konnektivitätsverhältnisse in fluvialen Systemen, mit dem Ziel ein besseres fluvial-geomorphologisches Prozessverständnis zu erlangen. Grundvoraussetzung für Sediment-Konnektivität in fluvialen Systemen ist das Vorhandensein von Oberflächenabfluss, welcher durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren wie zum Beispiel Klima, Relief, Bodenverhältnisse und Vegetationsbedeckung gesteuert wird. Die Ufervegetation nimmt im Kontext der Sediment-Konnektivität aufgrund ihres Potenzials den Sedimenteintrag in Fließgewässer signifikant abzupuffern eine besondere Bedeutung ein. Des Weiteren gibt es in der Landschaftsforschung immer mehr Ansätze, die die Ursachen für Landschaftsveränderungen auf Basis der Betrachtung von Mensch-Umwelt-Konnektivitätsbeziehungen zu erklären versuchen.
Im Rahmen der Recherchen zur vorliegenden Arbeit wurden drei Forschungslücken identifiziert: (i) Obwohl der menschliche Einfluss auf Sediment-Konnektivitätsbeziehungen in fluvialen Systemen sowie dessen fluvial-morphologischen Implikationen weitestgehend bekannt sind, gab es bis dato kein Modell, das den Einfluss des Menschen auf die Sediment-Konnektivitätsbeziehungen in fluvialen System konzeptualisiert und mit fluvial-morphologischen Prozessen in Beziehung setzte. (ii) Die Rolle der Ufervegetation wurde in konzeptionellen Modellen und Fallstudien zur Sediment-Konnektivität in fluvialen Systemen noch nicht ausreichend berücksichtigt. (iii) Es gab noch kein Modell sowie nur wenige Fallstudien, welche Landschaftsveränderungem im Kontext der Konnektivitätbeziehungen zwischen Mensch und fluvialem Systeme beleuchtet hätte.
Basierend auf den Forschungslücken wurden im Zuge dieser Dissertation drei konzeptionelle Modelle entwickelt, deren Annahmen des Weiteren mittels Durchführung mehrerer Fallstudien in anthropogen beeinflussten fluvialen Systemen unter Verwendung unterschiedlicher Methoden (z.B.
numerische Modellierung, GIS-gestützte Analysen, Sedimentanalysen, Kartierung im Gelände, multivariate Statistik) getestet wurden.
Die zentralen Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: (i)
Die Anwendung eines Modells, welches den Einfluss des Menschen auf die Sediment-Konnektivitätsbeziehungen in fluvialen System konzeptualisiert und mit fluvial-morphologischen Prozessen in Beziehung setzt hilft bei der Abschätzung fluvial-morphologischer Systemantworten auf menschliche Einflüsse. (ii) Der laterale Sedimenteintrag von Ackerflächen in Fließgewässer ist maßgeblich durch die Art der Ufervegetation beeinflusst. (iii) Menschliche Eingriffe in Fließgewässer in Form der Errichtung von Dämmen sowie durch Landnutzungsänderungen induzieren Wechselwirkungen zwischen Mensch und fluvialem System in Form von Prozess-Reaktions-Feedbackschleifen, welche die Entwicklung von Flusslandschaften beeinflussen.