Abstract (deu)
Thema dieser Arbeit ist die österreichische Staatsbürgerschaftsprüfung im Kontext der allgemeinen Staatsbürgerschaftspolitik. Um eine Integration zu forcieren, haben sich einige europäische Länder in den letzten zehn Jahren dazu entschlossen, Einbürgerungen zu erleichtern. Österreich ist in die andere Richtung gegangen: Mit der Staatsbürgerschaftsnovelle 1998 wurde die Verleihung der Staatsbürgerschaft als Endpunkt einer erfolgreichen Integration definiert und mit der Novelle 2005 eines der restriktivsten Staatsbürgerschaftsgesetze in Europa installiert, in dessen Rahmen auch die Ablegung der Staatsbürgerschaftsprüfung verpflichtend wurde. Den Ausgangspunkt dieser Arbeit stellt die wissenschaftliche sehr kontrovers geführte Debatte um die generelle Beurteilung von Einbürgerungstests als Instrumentarium zur Förderung von Integration dar. In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die österreichische Staatsbürgerschaftsprüfung nicht dazu dient, neuen StaatsbürgerInnen eine Hilfestellung in Richtung einer Teilhabe am politischen und sozialen Leben in der neuen Heimat zu bieten. Eine systematische Analyse der Lernunterlage des Bundes, ihrer Inhalte und des methodisch-didaktischen Ansatzes ergibt, dass ein aus politik- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive antiquierter Wissenskanon mittels eines völlig inadäquaten methodischen und lernpädagogischen Zugangs transportiert wird, der ungeeignet ist, ein politisches Bewusstseins im weitesten Sinn zu bilden oder zu fördern.
Nach einer jahrelangen heftigen Kritik am derzeitigen Test und insbesondere an der Lernunterlage, die auch zahlreiche (nie korrigierte) Fehler enthält, reagierte das Innenministerium im April 2012 mit der Ankündigung einer völligen Neugestaltung der Prüfung, die eine Vermittlung und Überprüfung von Werten in den Mittelpunkt stellen soll. Grundlage dafür wird die Rot-Weiß-Rot-Fibel sein. Eine Analyse der Broschüre Wissen – Regeln – Leben. Willkommen in Österreich, die als Vorprodukt der Fibel vorgestellt wurde, weist jedoch darauf hin, dass die zukünftige Prüfung eher eine einseitige Anpassungsleistung der zukünftigen StaatsbürgerInnen an die Mehrheitsgesellschaft erzwingen soll und weniger die Fähigkeiten zur Partizipation am politischen und gesellschaftlichen Leben in Österreich unterstützen und fördern wird.