Abstract (deu)
Der österreichische Autor Alois Hotschnig ist spätestens seit seiner Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1992 einer breitereren Öffentlichkeit bekannt. Im Verhältnis zu seinen viel beachteten und gelobten Veröffentlichungen, für die Hotschnig auch durch internationale Preise ausgezeichnet wurde, sind die literaturwissenschaftlichen Bearbeitungen seiner Werke bescheiden und beschränken sich vor allem auf zwei Veröffentlichungen: die Erzählung Aus und den Roman Leonardos Hände.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, einen Beitrag zu leisten, diese Lücke zu füllen: Es sollte ein Überblick über die selbstständigen Publikationen Hotschnigs geschaffen werden – von der bereits genannten Erzählung Aus (1989), über Eine Art Glück (1990), Leonardos Hände (1992), Absolution (1994), Ludwigs Zimmer (2000), Die Kinder beruhigte das nicht (2006) bis zu dem zuletzt erschienenen Erzählband Im Sitzen läuft es sich besser davon (2009).
Die Motive Krankheit und Tod, die in allen Werken Hotschnigs wiederkehren, schienen eine geeignete Grundlage für einen Überblick zu bieten: Dementsprechend wurde jedes der genannten Werke auf die Motive Krankheit und Tod hin untersucht. So konnte nachgewiesen werden, dass Krankheit und Tod von Hotschnig als Handlungsanlass, Ursache oder auch Schlusspunkt des Erzählten oder als Möglichkeit der (Weiter-)Entwicklung seiner Protagonisten verwendet wird. Im Vordergrund steht in Hotschnigs Texten dabei nicht eine naturalistische Abbildung der Symptome der Erkrankungen oder der Verletzungen, die zum Tod führ(t)en, sondern die sich aus den Krankheiten und Todesfällen für seine Protagonisten ergebenden Abhängigkeiten, Einschränkungen und Ausgrenzungen.
Hotschnig macht auf diese Weise evident, wo es in der Gesellschaft krankt – seine „Kritik am Gesellschaftskörper“ spricht Hotschnig aber nie direkt aus: Als Meister des genauen Hinhörens und Spurenlesens verlangt Alois Hotschnig von seinen Rezipienten ebenfalls, das Auge zu schärfen für Hintergründiges – und so, nicht nur in seinen Texten, auch zwischen den Zeilen zu lesen und Unstimmigkeiten zu erkennen.