Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Klage, einem Text von Hartmann von Aue, der sich thematisch mit der Minne auseinandersetzt. Der Text, der sich in seiner Form als sehr vielfältig erweist, besteht zum größten Teil aus einem Streitgespräch zwischen den allegorischen Figuren Herz und Leib. Hauptinteresse der Arbeit ist, die dualistische Konzeption der Figurengestaltung zu beleuchten und zu hinterfragen. Diese gründet sich auf eine philosophische Konzeption des Menschen, wie sie, geprägt von Platon und christlich geformt von Augustinus, in der Denkwelt des Mittelalters (Frühscholastik) vorherrscht. In ihr fügt sich der Mensch in eine dualistische Ordnung, in der er selbst, bestehend aus Leib und Seele, sowohl phýsis als auch meta-phýsis verkörpert. Die Frage, warum Hartmann in der Klage anstatt der Seele das Herz als Gegenposition zum Leib einsetzt, wird hier genauso behandelt wie das Aufscheinen von psychologischen Tendenzen in der Betrachtung des Menschen im Zusammenhang mit dem Aufbrechen der dualistischen Grenzen zwischen den Antagonisten. Ausschlaggebend dafür ist die Liebe im höfischen Verständnis, die in ihrer Numinosität kaum greifbar für das Individuum ist. Hartmann entwickelt hierzu einen Diskurs, der über den Weg der Tugend zur Lösung führt und in dem die zu Beginn noch auseinanderklaffenden Bedürfnisse des sinnlichen und des rationalen Wesens des Menschen durch die mâze zu einer harmonischen Berührung gebracht werden. Wie subtil Hartmann diesen Text über die inhaltliche Ebene hinaus gestaltet, wird hier mithilfe einer Pronomenanalyse gezeigt, wobei sowohl die Gegensätze als auch der Weg der Annäherung zwischen Herz und Leib auf formaler Ebene nachvollziehbar gemacht werden. Daraus wird auch ersichtlich, in welcher Weise das Individuum von der Gesellschaft wahrgenommen wird und wie umgekehrt der dem Ideal zustrebende Mensch seine Umgebung reflektiert.
Um die gesellschaftliche Relevanz des Textes zu erfassen, wird ein historischer Überblick gegeben, der als Hilfestellung dazu dienen soll, sich die sozialen Bedingungen innerhalb der Hofgesellschaft vor Augen zu führen. Zusammen mit sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen, die sich unter anderem mit einer fortschreitenden Ausbildung der courtoise beschäftigen, werden damit die progressiven Ansätze in der Klage deutlich, die klar auf eine Veränderung der zwischenmenschlichen Umgangsformen verweisen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Klage, einem Text von Hartmann von Aue, der sich thematisch mit der Minne auseinandersetzt. Der Text, der sich in seiner Form als sehr vielfältig erweist, besteht zum größten Teil aus einem Streitgespräch zwischen den allegorischen Figuren Herz und Leib. Hauptinteresse der Arbeit ist, die dualistische Konzeption der Figurengestaltung zu beleuchten und zu hinterfragen. Diese gründet sich auf eine philosophische Konzeption des Menschen, wie sie, geprägt von Platon und christlich geformt von Augustinus, in der Denkwelt des Mittelalters (Frühscholastik) vorherrscht. In ihr fügt sich der Mensch in eine dualistische Ordnung, in der er selbst, bestehend aus Leib und Seele, sowohl phýsis als auch meta-phýsis verkörpert. Die Frage, warum Hartmann in der Klage anstatt der Seele das Herz als Gegenposition zum Leib einsetzt, wird hier genauso behandelt wie das Aufscheinen von psychologischen Tendenzen in der Betrachtung des Menschen im Zusammenhang mit dem Aufbrechen der dualistischen Grenzen zwischen den Antagonisten. Ausschlaggebend dafür ist die Liebe im höfischen Verständnis, die in ihrer Numinosität kaum greifbar für das Individuum ist. Hartmann entwickelt hierzu einen Diskurs, der über den Weg der Tugend zur Lösung führt und in dem die zu Beginn noch auseinanderklaffenden Bedürfnisse des sinnlichen und des rationalen Wesens des Menschen durch die mâze zu einer harmonischen Berührung gebracht werden. Wie subtil Hartmann diesen Text über die inhaltliche Ebene hinaus gestaltet, wird hier mithilfe einer Pronomenanalyse gezeigt, wobei sowohl die Gegensätze als auch der Weg der Annäherung zwischen Herz und Leib auf formaler Ebene nachvollziehbar gemacht werden. Daraus wird auch ersichtlich, in welcher Weise das Individuum von der Gesellschaft wahrgenommen wird und wie umgekehrt der dem Ideal zustrebende Mensch seine Umgebung reflektiert.
Um die gesellschaftliche Relevanz des Textes zu erfassen, wird ein historischer Überblick gegeben, der als Hilfestellung dazu dienen soll, sich die sozialen Bedingungen innerhalb der Hofgesellschaft vor Augen zu führen. Zusammen mit sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen, die sich unter anderem mit einer fortschreitenden Ausbildung der courtoise beschäftigen, werden damit die progressiven Ansätze in der Klage deutlich, die klar auf eine Veränderung der zwischenmenschlichen Umgangsformen verweisen.